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Gewählte Publikation:

Brillinger, J.
Angst und Schmerzen bei Kindern im Aufwachraum.
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Medizinische Universität Graz; 2020. pp. 78 [OPEN ACCESS]
FullText

 

Autor*innen der Med Uni Graz:
Betreuer*innen:
Avian Alexander
Messerer Brigitte
Altmetrics:

Abstract:
EINLEITUNG:Die International Association for the Study of Pain definiert Schmerz als „unangenehme Sinneswahrnehmung, die mit einer negativen emotionalen Erfahrung verbunden ist und mit einer aktuellen oder potentiellen Gewebsschädigung einhergeht“ (Sjögren et al. 2010, p. 193, Lovich-Sapola et al. 2015, p. 301). Akuter Schmerz, durch Verletzungen, Erkrankungen oder notwendige medizinische Eingriffe, gehört zu den negativsten Reizen, die Kinder erleben (American Academy of Pediatrics. Committee on Psychosocial Aspects of Child and Family Health 2001). In der Schmerzwahrnehmung generell, und somit auch in der postoperativen, spielen neben physischen auch emotionale und psychologische Komponenten eine wichtige Rolle (Joestlein 2015, Lovich-Sapola et al. 2015). Kinder mit stärkerer postoperativer Angst zeigen stärkere postoperative Schmerzen und vice versa (Caumo et al. 2000, Ericsson et al. 2006). Diese gegenseitige Beeinflussung postoperativer Schmerzen und postoperativer Angst konnte in den Studien von Caumo et al. und Ericsson et al. bereits gezeigt werden, wobei in beiden Studien jeweils nur ca. 90 Kinder in die Auswertung einbezogen wurden. Bei Ericsson et al. wurden nur Kinder zwischen 5-15 Jahren mit Z.n. Tonsillektomie untersucht, bei Caumo et al. nur Kinder zwischen 7-13 Jahren (Caumo et al. 2000, Ericsson et al. 2006). Ziel dieser Studie war es, herauszufinden ob sich dieses Phänomen auch für eine größere Studienpopulation für Kinder von 4-18 Jahren im Aufwachraum bestätigt, unabhängig von der Art der Operation, und ob es dabei Unterschiede je nach Schmerzlokalisation gibt. METHODEN:Bei der vorliegenden Studie handelt es sich um eine prospektive Beobachtungsstudie, die im November 2017 ein positives Ethik-Votum erhielt. Nach dem Einholen der Einverständniserklärung der Eltern, wurden Kinder und Jugendliche im Alter zwischen 4-18 Jahren am Tag der Operation zu ihren Schmerzen- sowohl im operierten Bereich als auch zu Halsschmerzen und Schmerzen an einer anderen Stelle- befragt. Angst wurde einerseits mit einem Item abgefragt, aber es wurden auch Aspekte erfragt, die mit Angst assoziiert sind (Nervosität, Zappeligkeit oder Wohlfühlen). In einem Zeitraum von insgesamt 6 ½ Monaten wurden 415 Kinder befragt von denen 411 in die Auswertung eingeschlossen wurden. ERGEBNISSE:Von den 411 Kindern, die in die Studie einbezogen wurden, waren 153 Kinder (37,2%) weiblich und 258 Kinder (62,8%) männlich. Im Mittel waren die Kinder 11,1 (SD: 4,0) Jahre alt. Bei dieser Studie hatten Kinder, die angegeben haben im Aufwachraum ängstlich gewesen zu sein, signifikant mehr Schmerzen im operierten Bereich, aber nicht mehr Halsschmerzen oder Schmerzen an einer anderen Lokalisation. Nervosität und Zappeligkeit, als Verhalten, das mit Angst assoziiert ist, wurde auch ausgewertet. Hierbei ergaben sich bei allen drei Schmerzlokalisationen keine signifikanten Unterschiede zwischen nervösen und nicht-nervösen Kindern bzw. zappeligen und nicht-zappeligen Kindern. Kinder, die sich „nicht wohl gefühlt haben“ bzw. die sich „nicht wohl fühlten“, als weitere Items zur Einschätzung der Angst, zeigten signifikant mehr Schmerzen im operierten Bereich und an anderen Lokalisationen, jedoch nicht signifikant mehr Halsschmerzen. Kinder, die sich „nicht gut gefühlt“ haben, zeigten bei allen abgefragten Schmerzlokalisationen signifikant mehr Schmerzen. CONCLUSIO Die gegenseitige Beeinflussung postoperativer Angst und postoperativer Schmerzen, die in anderen Studien gezeigt wurde, konnte in dieser Studie für eine erweiterte Altersgruppe und mit einer Unterscheidung je nach Schmerzlokalisation für den Aufwachraum nur teilweise bestätigt werden (Caumo et al. 2000, Ericsson et al. 2006). Zur Verbesserung der postoperativen Schmerzbehandlung sollte in zukünftigen Studien noch näher auf die Entstehung der Angst der Kinder und die verschiedenen Einflussfaktoren, wie zum Beispiel die elterliche Angst, eingegangen werden.

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