Gewählte Publikation:
Dexl,C.
Wartezimmer-Monitore in Allgemeinmedizinischen Praxen der Steiermark.
Analyse des Ist-Zustands und Recherche zum Potenzial videobasierter Interventionen als Maßnahme zur Steigerung der Gesundheitskompetenz.
Humanmedizin; [Diplomarbeit] Medizinische Universität Graz;2019. pp. 88
[OPEN ACCESS]
FullText
- Autor*innen der Med Uni Graz:
- Betreuer*innen:
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Siebenhofer-Kroitzsch Andrea
- Altmetrics:
- Abstract:
- 1. Hintergrund
2012 wurden zehn Gesundheitsziele für Österreich beschlossen, welche bis 2032 den Handlungsrahmen in Bezug auf (gesundheits-)politische Entscheidungen vorgeben sollen. Dadurch soll u.a. die Bevölkerung in Österreich länger gesund leben, und einem Kostenanstieg in der Gesundheitsversorgung entgegengegewirkt werden. Gesundheitsziel 3 lautet „Gesundheitskompetenz der Bevölkerung stärken“. Eine Maßnahme hierzu ist das Angebot evidenzbasierter Gesundheitsinformationen für PatientInnen. Im Zeitalter zunehmender Digitalisierung umfasst dies explizit auch Video- und Audio-Formate. Inwiefern videobasierte Interventionen förderlich auf die Gesundheitskompetenz wirken können (Forschungsfrage 1) und in welchem Ausmaß sie in allgemeinmedizinischen Praxen bereits eingesetzt werden, ist Inhalt dieser Arbeit. Hierzu wurden die Verbreitung von Monitoren in Wartezimmern steirischer allgemeinmedizinischer Praxen (Forschungsfrage 2), die Verantwortlichen für die inhaltliche Gestaltung des gezeigten Programmes (Forschungsfrage 3) und die konkreten gezeigten Inhalte (Forschungsfrage 4) ermittelt.
2. Material und Methoden
Zur Beantwortung der Forschungsfrage 1 wurde eine fokussierte Literaturrecherche durchgeführt. Für die Forschungsfragen 2, 3 und 4 wurden standardisierte Telefoninterviews mit 200 Praxen durchgeführt, welche randomisiert aus allen 1280 allgemeinmedizinischen Praxen der Steiermark ausgewählt wurden. Zusätzlich wurden mit Vertretern externer Anbieter für Wartezimmer-Fernsehen Interviews geführt.
3. Ergebnisse
Videobasierte Gesundheitsinformationen haben das Potenzial, die Gesundheitskompetenz von PatientInnen zu verbessern. Welche Präsentationsformen und Gestaltungsarten am meisten Erfolg versprechen ist noch nicht abschließend geklärt. In der Steiermark sind 17 % der befragten Praxen mit Monitoren im Wartezimmer ausgestattet. Praxen mit längeren Wartezeiten (häufiger jene mit Kassenvertrag) sind eher mit Monitoren ausgestattet. Jene Praxen, die ein spezielles Wartezimmer-Programm zeigen, nutzen zu 63,3 % das Angebot externer Anbieter zur Gestaltung des Programms, 36,7 % der Praxen übernehmen diese selbstständig. Insgesamt wird ein Drittel der Wartezimmer-Programme ohne Mitsprache der AllgemeinmedizinerInnen erstellt. Die meisten Programme beinhalten organisatorische Informationen zur Praxis (76,7 %), Gesundheitsinformationen werden in etwa 40 % aller Wartezimmer-Programme gezeigt, Werbung in erster Linie in Programmen externer Anbieter.
4. Schlussfolgerung
Videobasierte Gesundheitsinformationen haben das Potenzial die Gesundheitskompetenz von PatientInnen zu stärken. Zielführend scheinen vor allem praktische bzw. narrative Präsentationsformen sowie gewinnorientiert formulierte Botschaften zu sein. Bisher lieferten Videointerventionen vor allem im Bereich der Prävention (Schutzimpfungen, STD-Reduktion, Mundhygiene, Krebsvorsorge) gewünschte Ergebnisse, daneben liegen gleichzeitig jedoch auch Studien vor, in denen Videos nicht die angestrebten Effekte auf die ProbandInnen zeigten. Hier gilt es anzusetzen und weitere Kriterien für den erfolgreichen Einsatz von videobasierten Gesundheitsinformationen zu finden.
Aus den oben angeführten Zahlen ergibt sich, dass von den insgesamt 200 befragten Praxen derzeit nur etwa 6 % Gesundheitsinformationen auf einem Monitor im Wartebereich zeigen. Mit Blick auf die Möglichkeiten, die videobasierte Interventionen zur Steigerung der Gesundheitskompetenz bieten, liegt dieser Wert deutlich in einem optimierungswürdigen Bereich – das Potenzial wird bei weitem nicht ausgeschöpft, die inhaltliche Gestaltung zu einem großen Teil externen kommerziellen Anbietern überlassen. Die qualitätsgesicherte Erstellung von videobasierten Materialien durch fachkompetente Institutionen (Universitäten, Fachverbände), welche anschließend interessierten AllgemeinmedizinerInnen zur Verfügung gestellt werden könnten, wäre eine wünschenswerte Option.