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Gewählte Publikation:

Kirchner,K.
Methodische Qualität aktueller internationaler Leitlinien zum Thema Untergewicht bei Kindern und Jugendlichen
Humanmedizin; [Diplomarbeit] Medizinische Universität Graz;2019. pp. 126 [OPEN ACCESS]
FullText

 

Autor*innen der Med Uni Graz:
Betreuer*innen:
Siebenhofer-Kroitzsch Andrea
Altmetrics:

Abstract:
Einleitung: Der Anteil an Kindern und Jugendlichen mit Verdacht auf Magersucht oder Ess- Brechsucht liegt bei Mädchen im Alter von 16 und 17 Jahren bei über 30% und bei Jungen bei über 15% und ist dadurch vor allem in den Industriestaaten ungewöhnlich hoch. Der Erstkontakt mit medizinischem Personal diese Kinder und Jugendlichen mit Untergewicht geschieht häufig mit MedizinerInnen in der Primärversorgungsebene. Deshalb ist es für diese Berufsgruppe von großer Wichtigkeit, eine evidenzbasierte Diagnostik durchzuführen und frühzeitig mit einer adäquaten Therapie zu beginnen. Ziel dieser Diplomarbeit ist es, aktuelle, internationale, evidenzbasierte Leitlinien zu diesem Thema systematisch zu identifizieren und sie auf ihre Qualität zu prüfen. Material und Methoden: Durchgeführt wurde eine systematische Recherche in mehreren Leitlinien-Portalen sowie in der bibliographischen Datenbank Pubmed nach Leitlinien zu Untergewicht bzw. Essstörungen bei Kindern und Jugendlichen. Danach wurden die relevanten Leitlinien auf Basis vorab definierter Ein- und Ausschlusskriterien selektiert. Die Beurteilung der methodischen Qualität der eingeschlossenen Leitlinien wurde dann mittels des validierten Leitlinien-Bewertungsinstruments AGREE-II durchgeführt. Resultate: Nachdem 342 Treffer aus der Recherche in den Leitliniendatenbanken und 438 Treffer aus der Recherche in Pubmed auf ihre Relevanz geprüft wurden, konnten 7 Leitlinien eingeschlossen werden. In der Qualitätsbeurteilung an Hand des AGREE-II Instruments schnitten die Leitlinien mehrheitlich schlecht ab. Bei einer Gesamtpunktanzahl von 7 Punkten konnte nur eine Leitlinie alle 7 Punkte erreichen, eine weitere Leitlinie erhielt 4,5 Punkte, während die übrigen 5 Leitlinien nur 2 bis 3 Punkte erreichten. Diskussion: Da Leitlinien einen wichtigen Auftrag haben, nämlich die allgemeine Qualität der Patienten- und Patientinnenversorgung auf großer Ebene stark zu verbessern, ist es eine wichtige Erkenntnis, dass nicht alle Leitlinien, auch wenn sie als evidenzbasiert bezeichnet werden, den Qualitätskriterien einer guten Leitlinie entsprechen. Gerade deshalb sollte jede / jeder praktische Ärztin / Arzt und auch andere Gesundheitsberufe, jede Leitlinie vor deren Verwendung selbst überprüfen, um den Level der Qualität der Leitlinie zu erfassen. Um dies zu ermöglichen sollten in der universitären Lehre auch die Themen „Entwicklungsprozess einer Leitlinie“ und „Qualitätsprüfung von Leitlinien“ integriert werden. Mit dieser Arbeit soll der Grundbaustein für die Erstellung eines eigenen strukturierten Diagnose- und Behandlungspfads für Mediziner und Medizinerinnen in der Primärversorgungsebene gelegt werden. Dieser soll die Diagnose und Behandlung von Kindern und Jugendlichen mit Essstörungen in Österreich verbessern und eine evidenzbasierte Handlungsgrundlage für praktische Ärzte und Ärztinnen schaffen. Auch wenn Übergewicht und Adipositas in der Bevölkerung überwiegen, bedarf es doch aufgrund der gravierenden organischen, psychischen und manchmal tödlichen Folgen von Essstörungen wie Anorexia nervosa und Bulimia nervosa großer Aufmerksamkeit. Vor allem da oft Kinder und Jugendliche betroffen sind und die Zahlen an Essstörungen in diesen Altersgruppen steigen.

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