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Selected Publication:

Gisperg,V.
Psychiatrische Diagnosen bei verurteilten sexuellen Kindesmissbrauchern - Ihr Zusammenhang mit dem Rückfallrisiko
Humanmedizin; [Diplomarbeit] Medizinische Universität Graz;2019. pp. 73 [OPEN ACCESS]
FullText

 

Authors Med Uni Graz:
Advisor:
Kapfhammer Hans-Peter
Altmetrics:

Abstract:
Hintergrund: Täter mit sexuellen Delikten an Kindern weisen hohe Prävalenzraten an psychiatrischen Störungen auf (Eher, Rettenberger, & Turner, 2019). Auch konnten bislang bestimmte psychische Auffälligkeiten und Defizite mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit der Begehung einer erneuten sexuellen Straftat in Verbindung gebracht werden (Mann, Hanson, & Thornton, 2010). Ziel: Ein empirisch belegbarer Zusammenhang zwischen dem Vorliegen von psychiatrischen Störungen selbst und einer erhöhten Rückfallwahrscheinlichkeit fehlt hingegen bei sexuellen Kindesmissbrauchern. Wir gingen davon aus, dass ein solcher dann nachgewiesen werden kann, wenn innerhalb valider Risikokategorien signifikant unterschiedliche Prävalenzen psychiatrischer Störungen nachzuweisen wären. Somit wäre es auch möglich, psychiatrische Störungen bei Kindesmissbrauchern als kriminogen oder nicht-kriminogen zu identifizieren. Methode: Die Stichprobe bestand aus N=677 inhaftierten, männlichen, pädosexuellen Straftätern, die an der Begutachtungs- und Evaluationsstelle für Gewalt- und Sexualstraftäter (BEST) begutachtet wurden. Jeder Täter wurde mithilfe des Static-99 (Hanson, Babchishin, Helmus, Thornton, & Phenix, 2017) – einem Verfahren, das lediglich auf kriminologische und viktimologische Merkmale zurückgreift und valide fünf Kategorien mit unterschiedlichen Rückfallraten abgrenzen kann – jeweils einer dieser Kategorien zugeteilt. Innerhalb dieser Kategorien wurden die Häufigkeiten bestimmter Diagnosen ermittelt und Unterschiede auf Signifikanz geprüft. Resultate: Wir konnten einen signifikanten Zusammenhang zwischen den Diagnosen einer extrovertierten Persönlichkeitsstörung (v.a. Antisoziale und Borderline Persönlichkeitsstörung), einer exklusiven Pädophilie und eines sexuellen Exhibitionismus einerseits und einem erhöhten Risiko für neuerliche Sexualdelikte andererseits finden. Belege dafür, dass bei pädosexuellen Tätern auch andere psychiatrische Diagnosen mit einem erhöhten Rückfallrisiko in Zusammenhang stehen, ergaben sich unseren Ergebnissen zufolge nicht. Schlussfolgerung: Beim Risikomanagement sollte vor allem auf diese Diagnosen das Hauptaugenmerk in Form einer konsequenten Behandlung gelegt werden.

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