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Achtner,F.
Eine Analyse der Variabilität bei Messung der Dislokation von Epicondylus ulnaris Frakturen im Kindes- und Jugendalter
Humanmedizin; [Diplomarbeit] Medizinische Universität Graz;2019. pp. 71
[OPEN ACCESS]
FullText
- Authors Med Uni Graz:
- Advisor:
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Singer Georg
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- Abstract:
- Hintergrund: Epicondylus ulnaris Frakturen machen 12% bis 20% der Ellenbogenverletzungen im Kindes- und Jugendalter aus. Bei fehlender eindeutiger Operationsindikation wird die Therapieentscheidung oftmals anhand der gemessenen Dislokation der Fraktur gestellt.
Das Ziel unserer Studie war, die Variabilität der Dislokationsmessungen zwischen Untersuchern verschiedener klinischer Erfahrungsstufen und den daraus resultierenden Therapieentscheidungen zu untersuchen.
Methoden: Retrospektiv wurden die Dislokationen anhand der Röntgenbilder von 57 PatientInnen mit dislozierten Epicondylus ulnaris Frakturen unabhängig voneinander durch 2 erfahrene Kinderchirurgen, 2 Assistenzärzte und 2 Kinderradiologen gemessen. Eine zweite Messung erfolgte im Abstand von 4 Wochen. Zusätzlich wurde von den 4 Kinderchirurgen zu jeder Messung jeweils ein Behandlungsvorschlag (konservativ oder operativ) abgegeben.
Eine Differenz zwischen den Messungen von kleiner oder gleich 2 Millimetern wurde als klinische Einigkeit gewertet. Zudem wurde mithilfe von Intraklassen-Korrelationskoeffizienten die Interrater- und Intrarater-Reliabilität der Dislokationsmessungen berechnet. Die Intrarater-Reliabilität der Therapievorschläge wurde mittels Cohens Kappa und die Interrater-Reliabilität mittels Fleiss´ Kappa Werten bestimmt.
Ergebnisse: Die Dislokationsmessungen aller 6 Untersucher ergaben eine moderate Interrater-Reliabilität mit Intraklassen-Korrelationskoeffizienten von 0,63 (95% Konfidenzintervall (KI) 0,52 – 0,67) für Messung 1 und 0,71 (95% KI 0,62 – 0,80) für Messung 2. Betreffend der klinischen Einigkeit widersprach sich die Gruppe aller Untersucher in 93% der Messungen.
Die Intrarater-Reliabilität der Dislokationsmessungen ergaben Intraklassen-Korrelationskoeffizienten von 0,67 (0,48 – 0,81) für Kinderchirurg 1, 0,80 (95% KI 0,70 – 0,88) für Kinderchirurg 2, 0,80 (95% KI 0,68 – 0,88) für Assistent 1, 0,93 (95% KI 0,88 – 0,96) für Assistent 2, 0,93 (95% KI 0,88 – 0,96) für Kinderradiologe 1 und 0,94 (95% KI 0,90 – 0,97) für Kinderradiologe 2. Innerhalb der Messungen eines Untersuchers ergab sich eine Uneinigkeit in bis zu 28,1% Fälle.
Zwischen den Therapieentscheidungen der Kinderchirurgen ergaben sich mit Fleiss´ Kappa Werten von 0,33 und 0,49 eine minimale bis schwache Übereinstimmung. Die höchste Intrarater-Reliabilität erreichte Assistent 2 (Cohens Kappa 0,90), die geringste Assistent 1 (0,46). Zwischen den Therapieentscheidungen eines Untersuchers zeigte sich Uneinigkeit in bis zu 28,1%.
Schlussfolgerung: Unsere Ergebnisse zeigten eine hohe Variabilität der Dislokationsmessungen und den daraus resultierenden Therapieentscheidungen. Höhere klinische Erfahrung führte dabei zu keinen besseren Ergebnissen. Die hohe Variabilität der Therapieentscheidungen stellt in Frage, die Entscheidung zur Operation anhand der Dislokationsmessung zu stellen. Ein standardisiertes Messverfahren und eindeutige Richtlinien zur Therapieentscheidung sollten eingeführt werden.