Selected Publication:
Zechner,C.
Schröpftherapie in der Traditionellen chinesischen Medizin
Humanmedizin; [Diplomarbeit] Medizinische Universität Graz;2019. pp. 240
[OPEN ACCESS]
FullText
- Authors Med Uni Graz:
- Advisor:
-
Litscher Gerhard
- Altmetrics:
- Abstract:
- 1Zusammenfassung
Hintergrund: Die Schröpftherapie hat in den letzten Jahren begonnen mehr und mehr aus dem Schatten ihrer bekannteren großen Schwester, der Akupunktur, zu treten und ihren Bekanntheitsgrad auszubauen. Während sich diese TCM-Therapieform im asiatischen und arabischen Raum seit Jahrhunderten großer Beliebtheit erfreut, war sie bis vor einigen Jahren im westlichen Raum nur einer kleinen Personenzahl bekannt. Das Medieninteresse wurde durch Stars und Spitzensportler geweckt, die ihre Schröpfmale einer breiten Öffentlichkeit präsentierten. Ebenso erlebte die Schröpftherapie auf wissenschaftlicher Ebene einen Aufschwung. So sind in den letzten Jahren hunderte neue systematische Reviews, Meta-Analysen und RCTs entstanden. Dennoch besteht bis heute kein eindeutiger durch Studien belegter Nachweis der Wirksamkeit dieser Therapie. Bisher veröffentlichte Publikationen kommen bezüglich der Effektivität zu unterschiedlichen Ergebnissen. Die vorliegende Diplomarbeit widmet sich neben verschiedenen Schröpfmethoden und Anwendungsbereichen, auch den Kontraindikationen und Nebenwirkungen sowie darüber hinaus der Beurteilung der Effektivität dieser Therapieform.
Material und Methoden: Im Rahmen einer systematischen Literaturrecherche wurden acht zwischen 2010 und 2018 publizierte systematische Übersichtsarbeiten identifiziert. Die inkludierten 98 RCTs verglichen verschiedene Schröpfformen in der Interventionsgruppe mit keiner oder einer aktiven Intervention in der Kontrollgruppe. Die hier ausgewählten RCTs verfügten alle über ein Risk-of-Bias-Assessment.
Resultate: Es wurden 98 RCTs mit 9.819 Proband/innen inkludiert. Die am meisten eingesetzte Schröpfform war blutiges Schröpfen, gefolgt von trockener Schröpftherapie, Schröpfkopfmassage, leerem sowie medizinischem Schröpfen und Nadel-Schröpfen.
Die eingeschlossenen Studien konnten Großteils signifikant positive Effekte der Schröpfbehandlung sowohl in Kombination mit anderen Interventionen als auch im Vergleich mit keiner Intervention feststellen. Ein Vergleich mit Placebo fand in den inkludierten Studien nicht statt. Jedoch wiesen die eingeschlossenen RCTs durchwegs eine mittels Risk-of-Bias-Assessment festgestellte niedrige Qualität auf.
Konklusion: Es wurde eine Unterscheidung zwischen sieben Schröpfmethoden getroffen. Im Zuge der Literatursuche wurden über 50 Anwendungsbereiche der Schröpftherapie identifiziert. Des Weiteren wurden neben relativen und absoluten Kontraindikationen, speziell auch jene für das blutige Schröpfen, eruiert. Obwohl die Dokumentation von Nebenwirkungen in klinischen Studien oftmals vernachlässigt wurde, konnte eine Vielzahl an Nebenwirkungen gefunden werden, die jedoch Großteils einen geringen Schweregrad aufwiesen und von kurzer Dauer waren. Grundsätzlich muss festgestellt werden, dass es sich als schwierig erweist, aufgrund der derzeitig existierenden Publikationen einen fundierten Beweis für die Wirksamkeit des Schröpfens zu führen. Die meisten eingeschlossenen RCTs weisen eine geringe Stichprobenzahl, eine schlechte methodische Qualität, Schwierigkeiten bei der Verblindung und eine unzureichende Randomisierung auf. Daher sollten zukünftig durchgeführte Studien darauf Wert legen Limitationen zu überwinden, das Bias-Risiko zu senken und die Studienqualität zu erhöhen.