Gewählte Publikation:
Fiedler,B.
Die Betreuung von Menschen an ihrem Lebensende:
Welche Einstellungen, Wünsche und Bedürfnisse haben Pflegepersonen in der Palliative Care?
Masterstudium; Pflegewissenschaft; [Masterarbeit] Medizinische Universität Graz;2019. pp. 104
[OPEN ACCESS]
FullText
- Autor*innen der Med Uni Graz:
- Betreuer*innen:
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Großschädl Franziska
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Lohrmann Christa
- Altmetrics:
- Abstract:
- Hintergrund: Patientinnen- und Patientenverfügungen, der Zugang zur Palliative Care, die Debatte zu Entscheidungen am Lebensende, der ärztlich-assistierte Suizid und die Behandlungen in der letzten Lebensphase beschäftigen die pflegerische und medizinische Praxis sowie Forschungsnetzwerke und -institute. Im Fokus befinden sich großteils jene, die am Lebensende stehen und nicht das betreuende Team aus Angehörigen oder Professionistinnen und Professionisten. Speziell die Pflege mildert Verzweiflung und bietet Unterstützung für individuelle physische, soziale, psychologische und spirituelle Bedürfnisse. Die tägliche Konfrontation mit dem Sterben und Tod stellt jedoch eine emotionale Belastung dar und kann zu negativen Gefühlen führen. Die Qualität der Versorgung hängt meist von der Einstellung der Pflegepersonen zum Thema Sterben und Tod ab. Außerdem sind die Bedürfnisse und Wünsche der Pflegepersonen für die Organisation, die Führungsebenen und politisch gesehen relevant, damit eine Behandlungskontinuität gewährleistet und Fluktuationsraten sowie Personalmangel möglichst gering gehalten werden. Im deutschsprachigen Raum wurde kaum Literatur zu den Einstellungen, Wünschen und Bedürfnissen der Pflegepersonen zur Versorgung von Menschen an ihrem Lebensende veröffentlicht.
Ziel: Die Einstellungen, Wünsche und Bedürfnisse von Pflegepersonen zur Versorgung von Menschen am Lebensende in der Palliative Care herauszufinden.
Methode: Es wurde ein systematisches Review erstellt. Die Literatursuche fand in wissenschaftlichen Datenbanken (PubMed, CINAHL, PubPsych, PsychInf und Cochrane Database of Systematic Reviews) und als Handsuche statt. Nach dem Screeningverfahren konnten 21 Erhebungen in den kritischen Begutachtungsprozess eingeschlossen werden. Drei Begutachterinnen beurteilten mit Bewertungsbögen vom Joanna Briggs Institute die Einzelerhebungen. Alle 21 Artikel, mit einer durchschnittlich guten Studienqualität, konnten in den Ergebnisteil eingeschlossen werden. Da es sich um Studien mit unterschiedlichem Design, qualitativ und quantitativ, handelt, wurde ein ‚Systematic Mixed Studies Review‘ erstellt. Dieses integrative Design ermöglichte eine gemeinsame narrative Darstellung der Ergebnisse anhand von Haupt- und Unterkategorien.
Ergebnisse: Neun Erhebungen haben ein qualitatives (Grounded Theory, Phänomenologie), zehn ein quantitatives (Querschnitt) Design und zwei sind systematische Reviews. Gefundene Hauptkategorien sind allgemeine Einstellungen, Wünsche und Bedürfnisse, belastende Faktoren und Bewältigungsstrategien. Unter den allgemeinen Einstellungen, Wünschen und Bedürfnissen wird das Verständnis von Palliative Care beschrieben, die positive und negative Sichtweise zur Versorgung von Menschen am Lebensende und welche Faktoren ein ‚gutes oder schlechtes Sterben‘ ausmachen. Zu den belastenden Faktoren zählen die Kommunikation am Lebensende, das limitierte Wissen und die fehlende Erfahrung, die Schmerzbehandlung und das Symptommanagement, die Arbeitsbedingungen, die Angehörigen und die Entscheidungen am Lebensende mit dem Sterben zulassen, der palliativen Sedierung und dem Sterbeort. Bewältigungsstrategien für die Pflege sind die Anerkennung sowie Unterstützung, Trauern, Trost und Abschiednehmen, die Spiritualität, das Grenzensetzen, die Berufserfahrung, die Aus- und Weiterbildung, die Supervision sowie Gespräche und die Selbstreflexion sowie die persönliche Entwicklung.
Schlussfolgerung: Die Einstellungen, Wünsche und Bedürfnisse von Pflegepersonen in der Versorgung von Menschen am Lebensende können sich in belastende Faktoren, die Einfluss auf die psychische Gesundheit nehmen, und Bewältigungsstrategien, die im Pflegealltag unterstützen, einteilen lassen. Der Einbezug von gewünschten Konzepten, Methoden und Hilfsmitteln kann die qualitative, multidimensionale Versorgung von Menschen am Lebensende gewährleisten und die Bewältigung belastender Faktoren erleichtern.