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Gewählte Publikation:

Schiemer, P.
Stärken und Schwächen der verschiedenen Schmerztools in Bezug auf Lendenwirbelsäulenschmerzen
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Graz Medical University; 2019. pp. [OPEN ACCESS]
FullText

 

Autor*innen der Med Uni Graz:
Betreuer*innen:
Sandner-Kiesling Andreas
Altmetrics:

Abstract:
Zusammenfassung: Einführung: Rückenschmerzen sind die häufigsten Schmerzen in der westlichen Bevölkerung. Nahezu 85% aller Menschen leiden mindestens einmal im Jahr an Rückenschmerzen. Elf Prozent der Menschen unter 30 Jahren und mehr als 30 Prozent der über 65 jährigen Patienten leiden an chronischen Rückenschmerzen. Aus diesem Grund ist es wichtig, Rückenschmerzen (LBP), welche länger als 14 Tage andauern, mittels Fragebogen genauer zu explorieren, um einen möglichen Chronifizierungsprozess vorzeitig zu erkennen. Dies kann die Gesundheitskosten enorm senken, da psychosoziale Cofaktoren so früh wie möglich erkannt werden. Mehrere Fragebögen geben an, das beste Werkzeug zu sein, um diverse Risikogruppen/-faktoren der Chronifizierung zu untersuchen. Dieses Manuskript zielt darauf ab, diese Fragebögen in ihrer Gültigkeit und Durchführbarkeit zu vergleichen. Methodik: Das wichtigste Einschlusskriterium war die Vorhersage der Chronifizierung von Schmerzen mit einer Gültigkeit für Rückenschmerzen. Bei diesem Kriterium wurden 6 Fragebögen eingeschlossen. PubMed, Google Scholar, Embase und Kontakt mit mehreren Autoren wurden zur Akquirierung der Originalarbeiten verwendet. Die AUC (Area under the curve), der Spearman-Korrelationskoeffizient, das Chronbach-Alpha oder einfach die Sensitivität und Spezifität wurden verwendet, um die Ergebnisse der Gültigkeitsvergleiche darzustellen. Besonderes Augenmerk wurde auf den Vergleich der Einfachheit, die verwendeten Items, die Einbeziehung psychosozialer Faktoren, die Testdauer, die Untergruppierung der Wahrscheinlichkeit der Chronizität oder die vorgeschlagenen Therapien gelegt. Resultate: 6 Fragebögen erwiesen sich als relevant für das Screening von Patienten mit Rückenschmerzen (MPSS, SBST, OMPSQ, HKF-R10, von Korff und RISC). SBST, OMPSQ, HKF-10 und RISC-R sind speziell für die Klassifizierung von Rückenschmerzen entwickelte Instrumente, die nicht nur eine Bewertung physischer, sondern auch psychosozialer Aspekte des Schmerzes ermöglichen. Das MPSS und von Korff sind nicht spezifisch und können auch für andere Schmerzsyndrome verwendet werden. Außerdem konzentrieren sie sich nur auf die körperlichen Faktoren des Schmerzes. Abgesehen vom von Korff, welcher zeigen soll, wie weit ein Patient bereits chronifiziert ist, haben alle Fragebögen die Wahrscheinlichkeit der Chronifizierung als Zielgröße. Der 4 von Korff beschreibt den Schweregrad der Schmerzen. Nur die Werkzeuge SBST und RISC-R bieten eine entsprechende Therapieempfehlung an. Diskussion: Ich halte es für riskant, auf eine externe Gültigkeit bezüglich der psychosozialen Faktoren des MPSS und von Korff zu vertrauen, ohne diese Aspekte zu erfragen. Es macht den Einsatz zusätzlicher Werkzeuge notwendig, das Tool aber weniger praktikabel. Obwohl kurze Fragebögen wie das SBST und das OMPSQ nach psychosozialen Aspekten des Schmerzes fragen, bleibt es fraglich, ob es zuverlässig genug ist, mit wenigen Fragen eine stratifizierte, individualisierte Therapie anbieten zu können. Es muss auch weiter erforscht werden, wie eine stadiengerechte, standardisierte Therapie das langfristige Ergebnis beeinflusst. Dennoch ist ein richtungsweisender Behandlungsvorschlag in der Praxis hilfreich (SBST, RISC). Ob kostenpflichtige Tools wie der RISC-R eine große Akzeptanz und Verwendung finden, bleibt abzuwarten.

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