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Gewählte Publikation:

Walkner, C.
Medizinische Versorgung transsexueller Personen mit dem ICD-10 Schlüssel F 64.0 am LKH-Universitätsklinikum Graz im Zeitraum 2010 bis 2017. Eine retrospektive Studie.
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Graz Medical University; 2019. pp. 66 [OPEN ACCESS]
FullText

 

Autor*innen der Med Uni Graz:
Betreuer*innen:
Rasky Eva
Stolz Erwin
Altmetrics:

Abstract:
Einleitung: Epidemiologische Daten zu Transsexualität sind für Österreich kaum vorhanden. Diese Arbeit analysiert Daten bezüglich der medizinischen Versorgung von Transpersonen am LKH-Universitätsklinikum Graz. Weiters konnten Zahlen zu Geschlechtseintragsänderungen vom Bundesministerium für Inneres (BMI) erfragt werden. Zusätzlich wurden sechs Interviews mit Betroffenen geführt. Diese Arbeit gibt auch einen Überblick über geschichtliche Aspekte, aktuelle Empfehlungen zur Gesundheitsversorgung und den rechtlichen Rahmen für Transpersonen in Österreich. Methoden: Für eine Einschätzung der medizinischen Versorgung wurden Personen mit dem ICD-10 Diagnoseschlüssel F64.0 am LKH-Universitätsklinikum Graz (Untersuchungszeitraum: 01.01.2010 – 31.01.2017) recherchiert. Die Prävalenz konnte mittels Daten vom BMI gefunden werden. Durch sechs teilstrukturierte Interviews wurden Erfahrungsberichte von Transpersonen zu ihrer Transition, dem Umgang mit Behörden und medizinisch-psychologischem Fachpersonal gesammelt. Ergebnisse: Am LKH Graz konnten 283 Personen mit der Diagnose F64.0 gefunden werden. Die Kohorte besteht aus 106 Transfrauen (MtF) und 177 Transmännern ((FtM) (Ratio: 0,6/1). Das mediane Alter in den Untergruppen unterscheidet sich signifikant. (30 Jahre bei FtMs vs. 41 Jahre bei MtFs, p < 0,0001). Insgesamt wurden für den Untersuchungszeitraum 3286 Patient*innenkontakte, Tendenz steigend, registriert. 12,7% der Transpersonen hatten „Depressio“ als Nebendiagnose. An 121 Patient*innen wurden 241 operative Eingriffe vorgenommen, was durchschnittlich 2 Operationen pro Person ergibt. Die Prävalenz von Geschlechtseintragsänderungen konnte mithilfe von Zahlen des BMI ermittelt werden. Von 2014 bis 2018 (hochgerechnet) wurden 1018 Personenstandsänderungen durchgeführt. Dies ergibt eine Prävalenz von 13,4/100 000. In den Interviews wurden die Erfahrungen mit Behörden großteils als korrekt oder positiv bezeichnet. Im Umgang mit medizinisch-psychologischen Fachpersonal wurde häufig ein Mangel an Wissen zum Thema und Überforderung beschrieben. Als wichtigste Maßnahme zur Verbesserung der Situation nannten die Betroffenen mehrheitlich eine bessere finanzielle Absicherung (Kostenübernahme für Psychotherapie und Operationen). Conclusio: Transsexualität ist häufiger, als die vorhandene Literatur erwarten lässt. Die Prävalenz in Österreich liegt bei 13,4/100 000, wobei diese Angabe als Minimalwert zu interpretieren ist.

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