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Gewählte Publikation:

Von der Linden, J.
Klinische Langzeitfolgen ischämischer Schlaganfälle in jüngerem Erwachsenenalter
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Graz Medical University; 2019. pp. 106 [OPEN ACCESS]
FullText

 

Autor*innen der Med Uni Graz:
Betreuer*innen:
Fandler-Höfler Simon
Fazekas Franz
Gattringer Thomas
Altmetrics:

Abstract:
Hintergrund: In den letzten Jahren konnte gezeigt werden, dass sich Schlaganfälle in jüngerem Erwachsenenalter entgegen früher bestehenden Meinungen in Ätiologie, Risikofaktoren und Langzeitfolgen von Schlaganfällen bei älteren Personen unterscheiden. Mit nur rund 10% aller hospitalisierten Schlaganfällen stellen junge Patientinnen und Patienten zwar eine Minorität dar, dennoch ist die Morbidität, Mortalität und langfristige psychosoziale sowie ökonomische Belastung in dieser Gruppe besonders bedeutend. Diese Diplomarbeit setzte es sich zum Ziel, im Rahmen einer (multizentrischen) Follow-Up-Studie die Langzeitfolgen junger Schlaganfallpatientinnen und -patienten einer ausgewählten Kohorte zu untersuchen. Methoden: Im Zuge der SIFAP-Studie, einer multizentrischen Studie junger Schlaganfallpatientinnen und Schlaganfallpatienten, wurden 126 Patientinnen und Patienten zwischen 18 und 55 Jahren im Zeitraum von April 2007 bis Januar 2010 an der Universitätsklinik für Neurologie Graz aufgrund eines Schlaganfalls behandelt. Aus diesem Studienkollektiv wurden Patientinnen und Patienten rund zehn Jahre nach dem Indexereignis zu einer umfangreichen ambulanten Follow-Up-Untersuchung eingeladen, wobei Patientinnen und Patienten mit hämorrhagischen Schlaganfällen, Personen bei welchen retrospektiv ein ischämischer Schlaganfall ausgeschlossen werden konnte, sowie im Beobachtungszeitraum verstorbene Patientinnen und Patienten ausgeschlossen wurden (insgesamt ausgeschlossen n=25). Im Rahmen der ambulanten Follow-Up-Untersuchung wurden neben einer ausführlichen klinisch-neurologischen Untersuchung auch ein Elektrokardiogramm, eine Sonographie der hirnzuführenden Gefäße, eine neuropsychologische Testung, eine Laboranalyse und eine Magnetresonanztomographie des Gehirnschädels durchgeführt, wobei die Ergebnisse der letzteren drei in diese Diplomarbeit nicht einflossen. Das Vorliegen von bekannten zerebrovaskulären Risikofaktoren wurde erhoben. Ergebnisse: Im Zuge dieser Diplomarbeit konnte eine erste Gruppe von 32 Patientinnen und Patienten (50% Frauen, medianes Alter zum Zeitpunkt der Follow-Up-Untersuchung: 55 Jahre) untersucht werden. 97% unserer Teilnehmerinnen und Teilnehmer erreichten ein gutes neurologisches Langzeitoutcome, definiert als Werte auf der modified Rankin-Scale (mRS) von 0-2, waren also mit maximal leichten Einschränkungen selbstständig lebend. Die Patientinnen und Patienten wiesen im Median vier zerebrovaskuläre Risikofaktoren auf, die häufigsten erhobenen Risikofaktoren waren Adipositas, sowie eine geringe körperliche Aktivität. Im Median wurden zwei verschreibungspflichtige Medikamente eingenommen, am häufigsten Thrombozytenaggregationshemmer (69%), Antihypertensiva (41%) und Statine (31%). 19 % der Patientinnen und Patienten nahmen zum Zeitpunkt des Follow-Ups keine adäquate antithrombotische Therapie ein. Insgesamt erlitten fünf Personen (16%) vaskuläre Rezidivereignisse im zehnjährigen Untersuchungszeitraum, in Summe konnten acht Rezidivereignisse beobachtet werden (eine TIA, vier ischämische Schlaganfälle, eine Pulmonalarterienembolie, eine tiefe Venenthrombose und ein Myokardinfarkt). Diskussion: In unserer Kohorte konnte gezeigt werden, dass obwohl das funktionelle Langzeitoutcome überwiegend gut war, Patientinnen und Patienten mit Schlaganfall im jüngeren Erwachsenenalter zehn Jahre nach dem Ereignis eine hohe Last an zerebrovaskulären Risikofaktoren und vaskulären Rezidivereignisse aufweisen. Darüber hinaus ist die eingeschränkte Compliance in der Medikamenteneinnahme hinsichtlich der Sekundärprophylaxe bedenklich. Die geplanten Langzeit-Follow-Up-Untersuchungen in einer größeren Kohorte sind notwendig, um weitere Aussagen hinsichtlich klinischer, psychologischer und sozioökonomischer Langzeitfolgen von Schlaganfällen im jungen Erwachsenenalter treffen zu können und dadurch eine individuellere Behandlung zu ermöglichen.

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