Gewählte Publikation:
Winzap, L.
Erhebung der Health Literacy von Roux-en-Y-Gastric-Bypass-Operierten in einem Schweizer Bariatriezentrum.
Universitätslehrgang; M.Sc. Angewandte Ernährungsmedizin; [ Diplomarbeit/Master Thesis (ULG) ] Graz Medical University; 2019. pp.87.
FullText
- Autor*innen der Med Uni Graz:
- Betreuer*innen:
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Treiber Gerlies
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- Abstract:
- Hintergrund:
Gemäss einer Untersuchung des Bundesamtes für Gesundheit weisen 54 % der Schweizer Bevölkerung eine problematische oder unzureichende Health Literacy auf. Eine niedrige Health Literacy korreliert laut verschiedener Studien mit höheren Hospitalisierungsraten, mehr Akutversorgungen und schlechterer Adhärenz. Noch wenig erforscht ist die Gesundheitskompetenz von spezifischen Patientengruppen. In der vorliegenden Studie soll die Health Literacy von Patienten nach einem übergewichtschirurgischen Eingriff erhoben und mit der Health Literacy der Schweizer Gesamtbevölkerung verglichen werden. Weiter soll überprüft werden, ob Zusammenhänge zwischen dem postoperativen Essverhalten der Patienten und deren Health Literacy bestehen.
Material und Methode:
Im Rahmen einer Querschnittstudie wurden Patienten eines Schweizer Bariatriezentrums zur Health Literacy befragt. Der freiwillig und anonym ausgefüllte Fragebogen enthielt 16 Fragen der validierten deutschen Kurzform des europäischen Health Literacy Survey (HLS-EU-Q16) sowie Fragen zur Soziodemografie, zur Operation und zum postoperativen Essverhalten. Die Resultate wurden statistisch ausgewertet und mit den Ergebnissen der Schweizer Vergleichsstudie zum HLS-EU verglichen.
Ergebnisse:
Es konnten n=105 ausgefüllte Fragebogen statistisch ausgewertet werden, was einer bereinigten Rücklaufquote von 28 % entspricht. Die Stichprobe ermittelte für die befragten Bariatriepatienten eine im Vergleich zum Bevölkerungsdurchschnitt höhere Health Literacy. So weisen lediglich 41 % der Befragten im Gegensatz zu 54 % der Schweizer Bevölkerung eine problematische oder unzureichende Health Literacy auf. Weiter konnte ein signifikanter Zusammenhang (p = 0.028) zwischen Verpflegungsschwierigkeiten und dem Health Literacy Score aufgezeigt werden. Je niedriger die Health Literacy der Befragten ausfiel, desto eher zeigten diese Schwierigkeiten, sich zu Hause, am Arbeitsort oder im Restaurant zu verpflegen.
Schlussfolgerung:
Eine mögliche Erklärung für die unerwartet hohe Health Literacy der Bariatriepatienten könnte sein, dass sich übergewichtige Personen mit einer besseren Gesundheitskompetenz vermehrt für einen bariatrischen Eingriff entscheiden, da sie eher fähig sind, sich über Grenzen der konservativen Therapie informieren zu können. Aufgrund der freiwilligen Teilnahme kann jedoch auch ein Selektionsbias nicht ausgeschlossen werden, indem möglicherweise zufriedene Patienten mit einer ausreichenden Health Literacy den Fragebogen häufiger ausgefüllt haben.