Gewählte Publikation:
Meinitzer, S.
Nahrungsmittelunverträglichkeiten und Depression. Geschlechtsspezifische Untersuchungen von Biomarkern bei gastrointestinalen und psychischen Beschwerdebildern.
[ Diplomarbeit/Master Thesis (UNI) ] University of Vienna; 2019. pp.102.
- Autor*innen der Med Uni Graz:
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Meinitzer Andreas
- Betreuer*innen:
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Enko Dietmar
- Altmetrics:
- Abstract:
- Hintergrund: Kohlenhydratmalabsorption wird als einer der Risikofaktoren für die Entwicklung von Depressionen diskutiert. Die Art der Kommunikation über die Hirn-Darm-Achse (Brain-Gut-Axis) ist unklar. Es gibt Hinweise, dass die mikrobielle Zusammensetzung des Intestinums und die Permeabilität des Darms mit neuropsychiatrischen Symptomen korrelieren und die Blut-Hirnschranke durch intestinale mikrobielle Stoffwechselprodukte beeinflusst wird. Durch ausgeprägte geschlechtsspezifische Unterschiede im Magen-Darm-Beschwerdeprofil werden auch unterschiedliche Signalkaskaden bei Frauen und Männern vermutet.
Zielsetzung: Als Ziel dieser Masterarbeit wird die Erkennung von geschlechtsspezifischen Biomarkerprofilen, die Zusammenhänge zwischen gastrointestinalen Beschwerdebildern und neuropsychiatrischen Symptomen aufzeigen, definiert.
Methode: Insgesamt wurden 251 Patientinnen und Patienten im Alter von 18-70 Jahren mit gastrointestinalen Beschwerden in die Studie eingeschlossen. Gemessen wurden 50 Biomarker im Blut, die einen möglichen Zusammenhang zwischen neuropsychiatrischen Symptomen und Kohlenhydratmalabsorptionen aufzeigen könnten.
Ergebnis: Die gemessenen Biomarker wurden explorativ in der gesamten Kohorte und nach Malabsorptionstyp und Geschlechtern getrennt mit somatischen und depressiven Symptomen korreliert. Unter Einbeziehung aller Studienteilnehmer ohne Unterscheidung nach der Malabsorptionsdiagnose (n=251) konnte bei Frauen eine signifikante Korrelation mit den Lipidstoffwechselparametern LDL, HDL (Low und High Density Lipoproteinen), Triglyceriden, dem Vitamin D und den Aminosäuren Tryptophan, Ornithin, Glutamin und Glycin festgestellt werden. Bei Männern konnte hingegen lediglich eine signifikante Korrelation mit der Aminosäure Isoleucin und dem Trimethylaminoxid (TMAO), einem intestinalen Stoffwechselprodukt, entdeckt werden. In der selektiven Auswertung der Patientengruppe ohne Malabsorption konnte bei Frauen die signifikanten Korrelationen mit den Lipidparametern in gering veränderter Form (Cholesterin wird signifikant, HDL verliert die Signifikanz) und den Aminosäuren Tryptophan und Glutaminsäure bestätigt werden. Bei Männern ohne Malabsorption korrelierten der Eisenstoffwechsel, die Nierenfunktion, der Trypophanmetabolit Kynurenin sowie das Isoleucin und erneut das TMAO mit Depressionssymptomen. Bei Frauen mit der Diagnose Malabsorption standen HDL, Vitamin D, der die Vasodilatation beeinflussende Faktor ADMA (asymmetrisches Dimethylarginin), das bioverfügbare Arginin (Ratio aus Arginin und den Metaboliten Citrullin und Ornithin) und die Aminosäuren Homocystein und Glycin in einem statistisch signifikanten Zusammenhang mit Symptomen einer Depression. Bei Männern mit Malabsorption war hingegen ausschließlich nur eine positive Korrelation bei den Triglyceriden zu erkennen.
Schlussfolgerung: Auf Basis der Auswertung lassen sich wesentliche biochemische und pathophysiologische Unterschiede zwischen Männern und Frauen in Bezug auf depressive Symptome mit gastrointestinalen Beschwerden erkennen. Die Ergebnisse sollen zu einem besseren pathophysiologischenVerständnis der Erkrankung und zur verbesserten Diagnose und Therapie dieser Patientengruppe beitragen.