Gewählte Publikation:
Kruger, M.
Analyse der Netzhautgefäße vor und nach individualisierter Shear Rate Therapie
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Graz Medical University; 2019. pp. 59
[OPEN ACCESS]
FullText
- Autor*innen der Med Uni Graz:
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Kruger Michael
- Betreuer*innen:
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Buschmann Eva Elina
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Seidel Gerald
- Altmetrics:
- Abstract:
- Einleitung: Die externe Gegenpulsationstherapie (ECP) ist ein Verfahren das zur nicht-invasiven Therapie der Koronaren Herzkrankheit entwickelt wurde. Durch Zunahme des intra-arteriellen Druckes (durch das pulssynchrone Aufblasen von Manschetten im Bereich der unteren Extremität) verbessert es die Koronarperfusion und senkt die Nachlast. In der Langezeitanwendung soll die Endothelfunktion verbessert und myokardiale Kollateralisierung induziert werden. Mittlerweile gilt das Verfahren der ECP als überholt und nebenwirkungs-behaftet (Lungenödeme, Arrhythmien, Hämaturie, Hämatome und transischämische Attacken). In dem weiterentwickelten Verfahren, der individualisierten Shear Rate Therapie (ISRT/Herzhose), wird die Therapie unter geringer Druckanwendung anhand der simultan gemessenen Shear-Rate im arteriellen System gesteuert. (1–3) Durch Erhöhung der Schubspannung (Scherspannung; Tangentialspannung, engl. Shear rate) im Gefäßstromgebiet wird das Gefäßendothel durch Mechanosensoren aktiviert und endo-, als exokrine Reaktionen des Endothels induziert. Das Endothel ist der Hauptangriffspunkt für degenerative Prozesse im Gefäßssystem. Als die wesentlichen Stressoren sind eine diabetische Stoffwechsellage, Nikotinabusus und eine hypertensive Kreislaufregulation zu nennen. Im Rahmen dieser Arbeit wird als proof of concept trial erstmals die Hypothese untersucht ob eine Kurzzeit ISRT- Therapie einen hämodynamischen Effekt auf die auf die Strombahn der Netzhautgefäße hat. Als Kollektive werden altersgematchte gesunden ProbandInnen, Typ-1 DiabetikerInnen und RaucherInnen untersucht. Diese Diplomarbeit beschreibt den Studienaufbau und bisherige Zwischenergebnisse. Methoden: Zum Zeitpunkt der Zwischenanalyse wurde eine Kontrollgruppe aus 22 gesunden ProbandInnen, sowie zwei Testgruppen, bestehend aus 14 RauchernInnen und 11 Typ-I DiabetikerInnen im Alter von 21 bis 35 Jahren untersucht. Deren endothelvermittelte Gefäßerweiterung wurde jeweils vor und nach 40-minütiger externer Gegenpulsationstherapie mittels Retinal Vessel Analyzer (Flickerlichtstimmulation) und Angiodefender (Flow Mediated Dilation) untersucht. Ergebnisse: Die Veränderungen, die nach der ISRT-Therapie beobachtet wurden, wiesen für alle Gruppen keine statistische Signifikanz auf (p < 0,05). Bei der Kontrollgruppe kam es nach der ISRT-Therapie zu einem relativen Anstieg der arteriellen Flickerantwort um 20,0 ± 85,0%. Bei den Venolen blieb die Flickerantwort unverändert (0,0 ± 52,0%). Die FMD steigerte sich um 32,9 (±31,6)%.Bei den RaucherInnen kam es nach der ISRT-Therapie zu einer tendenziell verstärkten Flickerantwort der Arteriolen und Venolen (100,0 ± 135,0% und 18,4 ± 79,6%, respektive). In der FMD-Messung kam es bei RaucherInnen hingegen zu einer geringen, physiologisch bedeutsamen, Abnahme der Gefäßreaktion um -4,0(± 27,8)%. DiabetikerInnen zeigten nach der ISRT-Therapie eine tendenziell verstärkte Flickerantwort der Arteriolen um 34,5 ± 96,6%. Die Venolen verhielten sich annähernd unverändert (+4,9 ± 41,5%). In der FMD Messung zeigte sich eine geringe, physiologisch unbedeutsame, Abnahme von 2,6± 61,0%. Konklusion: Wir konnten erstmals zeigen, dass bei Gesunden, bei Typ I DiabetkerInnen und bei RaucherInnen durch die Anwendung der ISRT eine Zunahme der endothelvermittelten Gefäßerweiterung am Augenhintergrund erzielt werden kann. Nach ISRT kam es bei allen Gruppen zu einer tendenziellen Verbesserung der endothelvermittelten Gefäßerweiterung. Dieser Effekt war bei RaucherInnen am stärksten ausgeprägt und bei der gesunden Vergleichsgruppe am geringsten. Die Auswirkung auf ProbandInnen mit stärker ausgeprägten Endothelschäden der Netzhautgefäße sowie der Effekt einer mehrzeitigen Anwendung der ISRT könnte Untersuchungsgegenstand weiterführender Studien sein. Alle Studienteilnehmer tolerierten die ISRT Therapie ohne Nebenwirkungen.