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Selected Publication:

Varga, D.
Kardiovaskuläre Reaktionsdynamik bei Frauen nach Gestationsdiabetes
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Graz Medical University; 2019. pp. 99 [OPEN ACCESS]
FullText

 

Authors Med Uni Graz:
Advisor:
Lackner Helmut Karl
Mörtl Manfred Georg
Schmid-Zalaudek Karin
Altmetrics:

Abstract:
Gestationsdiabetes mellitus gehört zu den häufigsten Schwangerschaftskomplikationen in Europa, mit stetig steigender Prävalenz in den letzten Jahren. Abgesehen von den möglichen negativen Auswirkungen auf die Schwangerschaft deuten zahlreiche Studien auf ein erhöhtes kardiovaskuläres Risiko der betroffenen Mütter im weiteren Leben hin. Basierend auf diesen Erkenntnissen untersucht die vorliegende Diplomarbeit die kardiovaskuläre Reaktivität von Frauen mit einem Gestationsdiabetes, Frauen mit einer Präeklampsie und Frauen ohne Schwangerschaftskomplikationen 16 Wochen nach der Entbindung, um mögliche Beeinträchtigungen des kardiovaskulären Systems, wie sie schon für Frauen mit Präeklampsie beschrieben wurden, darzustellen. Die Daten wurden im Rahmen des Projektes „Pregnancy complications: challenge and/or chance for further cardiovascular risk in later life?” (OeNB, Jubiläumsfond, Projektnummer 16426) gesammelt. Insgesamt wurden 78 Frauen in der Analyse inkludiert, 30 mit einer komplikationslosen Schwangerschaft und 48 mit einer Schwangerschaftskomplikation. Von diesen 48 Probandinnen mit einer Schwangerschaftskomplikation hatten 24 Frauen eine Präeklampsie und 24 Frauen einen Gestationsdiabetes. Die Gestationsdiabetespatientinnen wurden weiter unterteilt in eine Gruppe mit niedrigem Body-Mass-Index (n=9) und eine Gruppe mit hohem Body-Mass-Index (n=15). Die Messungen erfolgten 16 Wochen nach der Entbindung und beinhalteten eine Elektrokardiographie sowie eine kontinuierliche nicht invasive Blutdruckmessung. Um eine milde Stresssituation zu generieren, wurden die Probandinnen gebeten, eine kognitive Aufgabe zu lösen. Die Gruppenunterschiede in der Veränderung der kardiovaskulären Parameter als Reaktion auf den Stressreiz wurden mittels Varianzanalyse (ANOVA) ausgewertet. Die Gruppe der Frauen mit einer Schwangerschaftskomplikation zeigte einen verzögerten Anstieg der diastolischen Blutdruckwerte in der Antizipationsphase vor der kognitiven Tätigkeit. Zusätzlich hatten alle Gruppen signifikant erhöhte kardiovaskuläre Parameter in der zweiten Ruhephase im Anschluss an die kognitive Aufgabe, verglichen mit der ersten Ruhephase davor. Bei der Betrachtung der kardiovaskulären Reaktion während der Anfangsphase der Stresssituation war auffallend, dass die Herzrate der Frauen ohne Schwangerschaftskomplikationen im Vergleich zu den Frauen mit einer Schwangerschaftskomplikation signifikant stärker anstieg. Bei der Unterteilung in die einzelnen Subgruppen zeigte sich, dass die Frauen mit einem Gestationsdiabetes und niedrigem Body-Mass-Index ein ähnliches Verhalten der Herzfrequenz zeigten wie die gesunden Frauen. Die Gruppe der Frauen mit Gestationsdiabetes und hohem Body-Mass-Index wies hingegen in der kardiovaskulären Reaktivität sogar noch stärkere Einschränkungen auf als die Gruppe der Frauen mit Präeklampsie. Das bei allen Gruppen beobachtbare Persistieren des erhöhten Niveaus der kardiovaskulären Parameter in der zweiten Ruhephase deutet auf eine verzögerte Erholung hin, möglicherweise aufgrund erhöhter Stresslevel. Die bei Frauen mit einer Schwangerschaftskomplikation zusätzlich eingeschränkte kardiovaskuläre Stressreaktion ist hinweisend auf ein sympatho-vagales Ungleichgewicht, insbesondere bei den Frauen mit Präeklampsie und bei Frauen mit Gestationsdiabetes in Kombination mit einem erhöhten Body-Mass-Index. Schwangerschaftskomplikationen wie ein Gestationsdiabetes könnten daher eine Gelegenheit bieten, Frauen zu identifizieren, die gefährdet sind, einen Teufelskreis aus sympatho-vagalem Ungleichgewicht und mikrovaskulären Schäden zu entwickeln.

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