Gewählte Publikation:
Hofer, C.
Effekt der Probiotikatherapie mit Lactobacillus casei rhamnosus zur Vermeidung von Komplikationen bei intensivgepflegten Frühgeborenen mit 23 bis 32 Schwangerschaftswochen
Eine retrospektive Kohortenstudie an der Neugeborenen-Intensivstation im Zeitraum 2005 bis 2015
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Graz Medical University; 2019. pp. 87
[OPEN ACCESS]
FullText
- Autor*innen der Med Uni Graz:
- Betreuer*innen:
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Kurath-Koller Stefan
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Resch Bernhard
- Altmetrics:
- Abstract:
- Hintergrund: Der Aufenthalt auf der Intensivstation kann insbesondere bei sehr unreifen Frühgeborenen durch Krankheiten wie nekrotisierende Enterokolitis, late-onset Sepsis, Ventilator-assoziierte Pneumonie multiple organ dysfunction syndrome oder Antibiotika-assoziierte Diarrhoe verkompliziert werden. Probiotika können ein wichtiger Ansatz zur Prophylaxe sein. Ziel der Studie ist es zu untersuchen, ob eine frühzeitige Probiotikatherapie einige dieser Komplikationen vorbeugen kann.
Studienpopulation und Methoden: Die Daten (Gestationsalter, Geburtsgewicht, small for dateness, Geschlecht, Geburtsmodus, Nabelarterien PH-Wert, Apgar Score, Krankenhausaufenthaltsdauer, Beatmungsdauer, Surfactantgabe, Dauer der Antibiotikatherapie, Ernährung, Hauptdiagnosen, Auftreten von late-onset Sepsis, nekrotisierender Enterokolitis (NEC), multiple organ dysfunction syndrome (MODS), Ventilator-assoziierte Pneumonie (VAP), Antibiotika-assoziierte Diarrhoe (AAD), Keimnachweis bei Auftreten einer late-onset Sepsis, Geburtsjahr) von allen Frühgeborenen mit einem Gestationsalter von 23 bis 32 Schwangerschaftswochen, die im Zeitraum von 2005 bis 2015 am LKH Graz mindestens 7 Tage intensivgepflegt wurden, wurden retrospektiv aus openMedocs und den Karteikarten erhoben und mit Microsoft Excel 2010 und IBM SPSS Statistics 25 statistisch ausgewertet. Alle Kinder erhielten eine NEC- und Soor-Prophylaxe mit Lactobacillus casei rhamnosus, Gentamicin und Nystatin. Die Raten an late-onset Sepsis, NEC, MODS, VAP und AAD wurden mit Daten aus der Literatur verglichen.
Ergebnisse: 173 Kinder (14.7%) der 1169 Kinder hatten mindestens eine der erfassten Komplikationen (late-onset Sepsis, NEC, MODS, VAP, AAD). 141 Kinder (12.1%) hatten eine late-onset Sepsis. In keinem Fall war ein Lactobacillus in einer Blutkultur oder einem Abstrich nachweisbar. 31 Kinder (2.7%) hatten eine VAP (1.6 pro 1000 Beatmungstage), 32 Kinder (2.7%) ein MODS, 11 Kinder (0.9%) eine NEC und kein Kind eine AAD. Signifikante Unterschiede zwischen den Kindern mit Komplikationen und denen ohne Komplikationen ergaben sich beim Gestationsalter (Mittelwert 27+2 vs. 30+1 SSW, p<0.001), bei Geburtsgewicht (Mittelwert 955 vs. 1395g, p<0.001), bei der Rate an small for date Kindern (25 vs. 16%, p=0.004), beim Apgar-Score nach einer, fünf und zehn Minuten (Mittelwert nach einer Minute 5.98 vs. 7.05, nach fünf Minuten 7.86 vs. 8.52, nach zehn Minuten 8.38 vs. 9.02, p jeweils <0.001), bei der Dauer des stationären Aufenthalts (Mittelwert 93 vs. 46 Tage , p<0.001), der Beatmungsdauer (Mittelwert 46 vs. 11 Tage, p<0.001), der Verabreichung von Surfactant (83 vs. 48%, p<0.001), der Dauer der Antibiotikatherapie (Mittelwert 21 vs. 6 Tage, p<0.001) und der Sterblichkeit (6.9 vs. 1.7%, p<0.001). 29 Kinder (2.5%) sind nach einer Behandlungsdauer von mindestens 7 Tagen auf der Intensivstation verstorben.
Schlussfolgerung: In unserer Studie zeigten sich niedrige Raten für NEC im Vergleich zur Literatur (1.6-8.7%), ebenso bei der LOS (12,2–34%) und beim MODS (6,3-11,1%). Die Raten für die VAP waren ähnlich wie in den Vergleichsdaten (1,1-9,9 pro 1000 Beatmungstage). Frühgeborene mit Komplikationen waren signifikant unreifer und kränker, damit länger auf der neonatologischen Intensivstation in Behandlung, und zeigten eine höhere Mortalitätsrate.