Gewählte Publikation:
Schwaiger, M.
Vergleich von präoperativer Singleshot-Antibiose mit verlängerter postoperativer antibiotischer Prophylaxe in der orthognathen Chirurgie, hinsichtlich des Auftretens von Wundinfektionen.
Zahnmedizin; [ Diplomarbeit ] Graz Medical University; 2019. pp. 60
[OPEN ACCESS]
FullText
- Autor*innen der Med Uni Graz:
- Betreuer*innen:
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Schwaiger Michael
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Zemann Wolfgang
- Altmetrics:
- Abstract:
- EINFÜHRUNG
Dentofaziale Deformitäten, mit unterschiedlich starker Ausprägung, betreffen in etwa 20% der menschlichen Bevölkerung. Elektive orthognathe chirurgische Eingriffe haben sich etabliert, um Kieferfehlstellungen zu korrigieren. Die 3 Haupteingriffe im Rahmen der orthognathen Chirurgie sind eine Le Fort I Osteotomie, eine bilaterale sagittale Spaltung des aufsteigenden Unterkieferastes und die Kombination aus den beiden Eingriffen (Bimaxilläre Osteotomie). Der chirurgische Zugang erfolgt bei allen genannten Prozeduren von intraoral. Da die orale Mukosa über eine reiche endogene Bakterienflora verfügt, kommt es aufgrund des intraoralen Zugangs zwangsläufig zu einer Kontamination des Wundgebietes mit potentiell pathogenen Keimen, woraus eine postoperative Infektion, i.e. Surgical Site Infection, resultieren kann. Eine Surgical Site Infection kann die Krankenhausaufenthaltsdauer des Patienten/der Patientin verlängern, sowie eine Rehospitalisierung nach sich ziehen. Um die postoperative Infektionsrate zu minimieren, gibt es verschiedene Schemata der Antibiose, die empfohlen werden. Die prophylaktische Antibiotikagabe gilt in der orthognathen Chirurgie als obligat, jedoch gibt es nach wie vor keine einheitliche Empfehlung über Dosis, Art und Dauer der antibiotischen Prophylaxe. Das Ziel der aktuellen Studie war es, eine präoperative Single-Shot-Prophylaxe mit einer verlängerten Antibiose über 5 Tage hinsichtlich des Auftretens von Surgical Site Infections, zu vergleichen.
MATERIAL UND METHODEN
In dieser retrospektiven Studie wurden 2 propyhylaktische Antibiotika-Schemata im Zuge der orthognathen Chirurgie verglichen. Insgesamt wurden 100 Probanden/-innen in die Studie aufgenommen und in zwei Gruppen geteilt. Die erste Gruppe bekam eine antibiotische Single-Shot-Prophylaxe, während der zweiten Gruppe Antibiotika über 5 Tage postoperativ verabreicht wurden. Der am häufigsten verwendete Wirkstoff war Amoxicillin. Bei bestehender Penicillin-Allergie wurde auf das Ausweichpräparat Clindamycin zurückgegriffen. Als Parameter für eine Surgical Site Infection dienten: Schwellung, Schmerz, Wunddehiszenz, Abszessformation, Osteomyelitis und die klinische Diagnose durch den Chirurgen/die Chirurgin.
RESULTATE
50 Patienten/-innen bekamen eine antibiotische Single-Shot-Prophylaxe und 50 Patienten/-innen wurden mittels einer verlängerten 5-Tages-Antibiose prophylaktisch abgeschirmt. Hinsichtlich des Auftretens von Surgical Site Infections resultierten sehr ähnliche Ergebnisse beim Vergleich der beiden Gruppen. Auffallend war, dass eine Surgical Site Infection bei beiden Gruppen häufiger im Unterkieferknochen vorkam. In der Single-Shot-Gruppe mussten 2 Probanden/-innen rehospitalisiert werden, während niemand aus der 5-Tages-Gruppe wieder stationär aufgenommen werden musste.
DISKUSSION
Das primäre Ziel dieser retrospektiven Studie war, die prophylaktische Effizienz einer präoperativen Single-Shot-Antibiose im Zuge der orthognathen Chirurgie im Vergleich zu einer verlängerten 5-Tages-Antibiose hinsichtlich des Auftretens von Wundinfektionen festzustellen. Dieses antibiotische Schema wurde 2016 an der Abteilung für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie am LKH Graz in Kooperation mit einem Infektiologen eingeführt. Laut Literatur ist eine postoperative 1-Tages-Antibiose das am häufigsten durchgeführte Antibiotikumschema in der orthognathen Chirurgie, wobei eine signifikante Reduktion der postoperativen Infektionsrate durch Ausdehnung der Antibiose auf 3 oder mehr Tage erreicht werden kann. Wir beobachteten keine relevanten Unterschiede bezüglich der Infektionsrate beim Vergleich einer Single-Shot-Prophlyaxe mit einer verlängerten 5-Tages-Antibiose.
Um unsere Ergebnisse zu validieren, wäre es notwendig, randomisierte klinische Studien mit größeren Studienpopulationen durchzuführen.