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Gewählte Publikation:

Kapfer, P.
Immunglobulin-Substitution bei Kindern und Jugendlichen mit malignen hämato-/onkologischen Erkrankungen während zytostatischer Therapie: eine Übersichtsarbeit
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Medical University of Graz; 2019. pp. 71 [OPEN ACCESS]
FullText

 

Autor*innen der Med Uni Graz:
Betreuer*innen:
Benesch Martin
Altmetrics:

Abstract:
Hintergrund: Jährlich wird österreichweit bei etwa 350 Kindern und Jugendlichen eine maligne hämato-/onkologische Erkrankung erstdiagnostiziert. Da die Suppression des Immunsystems, herbeigeführt durch die Grunderkrankung und zytostatische Therapie, zu einer deutlich erhöhten Infektionsrate und damit Gesamtmortalität führt, etablierte sich der Ansatz einer prophylaktischen Immunglobulin-Therapie für jene PatientInnen. Widersprüchliche Ergebnisse aus Studien der letzten vier Dekaden waren Anlass, in der vorliegenden Arbeit die aktuelle Studienlage auf den möglichen Benefit einer prophylaktischen Immunglobulin-Substitution zu überprüfen. Forschungsfragen: Wirkt sich die prophylaktische Verabreichung intravenöser Immunglobuline bei Kindern und Jugendlichen mit malignen hämato-/onkologischen Erkrankungen vorteilhaft auf Gesamtüberleben und/oder Infektionsrate aus? Ist die subkutane Applikation gegenüber der intravenösen gleichwertig oder überlegen? Methode: Zur Beantwortung der Fragestellung wurde eine Übersichtsarbeit durchgeführt. Die Datenbanken Medline, PubMed und Cochrane wurden auf aktuell verfügbare Literatur durchsucht und themenspezifische Studien, Metaanalysen und Reviews in deutscher und englischer Sprache ab dem Jahr 2000 für die Analyse berücksichtigt. Ergebnisse: Elf Studien und Metaanalysen an erwachsenen und zwei an pädiatrischen PatientInnen untersuchten einen möglichen Benefit der prophylaktischen Immunglobulin-Substitution an insgesamt 10534 Personen. Acht Studien zeigten keinen Vorteil der Immunglobulin-Prophylaxe hinsichtlich Gesamtüberleben, Infektionsrate und Graft-versus-Host-Disease (GvHD). Fünf Studien beobachteten eine signifikante Reduktion der Infektionsrate oder schwerer Infektionen. Drei Studien berichteten signifikant mehr VOD unter intravenöser Immunglobulin-Therapie. Dreizehn Studien verglichen die subkutane Applikationsform mit der intravenösen hinsichtlich Serum-IgG-Wert, Infektionsrate, Nebenwirkungen, Kosten, Lebensqualität und PatientInnen-Präferenz. Bei subkutaner Immunglobulin-Applikation zeigten sich gleichwertige oder erhöhte Serum-IgG-Werte sowie äquivalente bis reduzierte Infektionsraten und Nebenwirkungen. Die Therapie-Kosten waren bei subkutaner Anwendung signifikant niedriger, die Lebensqualität hingegen deutlich besser. PatientInnen zogen die subkutane der intravenösen Anwendung vor. Schlussfolgerung: Die Evidenz zur prophylaktischen Immunglobulin-Substitution bei Kindern und Jugendlichen mit malignen hämato-/onkologischen Erkrankungen ist schwach. Durch den vorwiegend an erwachsenen PatientInnen gezeigten fehlenden Benefit sowie aufgrund derzeitiger Guidelines-Empfehlungen, die den routinemäßigen Einsatz bei erwachsenen und pädiatrischen PatientInnen nicht vorsehen, ist von deren prophylaktischem Einsatz bei Kindern und Jugendlichen mit hämato-/onkologischen Erkrankungen eher abzuraten. Im Vergleich subkutane versus intravenöse Immunglobulin-Substitution präsentierte sich die subkutane Applikation als geeignete Alternative für pädiatrische wie erwachsene PatientInnen.

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