Selected Publication:
Trobisch, I.
Magnetresonanztomographische zerebrale Befunde von PatientInnen mit höhergradigen Bewusstseinsstörungen
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Medical University of Graz; 2019. pp. 74
[OPEN ACCESS]
FullText
- Authors Med Uni Graz:
- Advisor:
-
Enzinger Christian
-
Fandler-Höfler Simon
- Altmetrics:
- Abstract:
- Einleitung: Bewusstseinsstörungen (Disorders of Consciousness, DOC) können nach schwerwiegenden Hirnschädigungen wie durch Schädel-Hirn-Traumata, Schlaganfällen und zerebraler Hypoxie auftreten. In Europa besteht eine Prävalenz von PatientInnen mit DOC von 0,5-2/100.000 mit einer Tendenz zur Steigerung und Dominanz des männlichen Geschlechts. Aufgrund fehlender einheitlicher Diagnosekriterien und unterschiedlichen Untersuchungsmethoden variieren die in der Literatur beschriebenen Zahlen zur Epidemiologie deutlich. Je nach klinischer Präsentation werden DOC in das „Unresponsive Wakefulness Syndrome“ (UWS) oder den „Minimally Conscious State“ (MCS) unterteilt.
Methoden: Es wurden zehn PatientInnen mit unterschiedlichen Ausprägungen von DOC an einem 3 Tesla-MRT Gerät untersucht. Parallel wurden auch die Notwendigkeit und die Effekte einer Sedierung zur Durchführbarkeit der MRT-Untersuchungen exploriert. Morphologische zerebrale Veränderungen in der MRT bei DOC-PatientInnen wurden semi-quantitativ anhand von T1-, T2-, FLAIR- und SWI-Sequenzen analysiert. Bewertet wurden die Lokalisation fokaler Läsionen, der Ausprägungsgrad der Hirnatrophie, Marklagerveränderungen und Hämosiderinablagerungen. Die klinischen Daten, einschließlich Ätiologie und aktuellem Schweregrad des DOC wurden seitens der Albert-Schweitzer-Klinik erhoben.
Ergebnisse: Das durchschnittliche Alter der PatientInnen betrug 49 Jahre (20-79 Jahre), 60% waren Männer. Die zerebrale Hypoxie stellte die häufigste Ätiologie von DOC (50%), gefolgt von Hirnblutungen (30%), Hirninfarkten (10%) und Schädel-Hirn-Traumata (10%). Generalisierte morphologische Veränderungen wie Atrophie zeigten sich insbesondere bei PatientInnen mit hypoxischer Hirnschädigung und langer Dauer des DOC, während fokale Schädigungen in Stammganglien und Hirnstamm vor allem bei PatientInnen mit Hirnblutungen, Hirninfarkten und Schädel-Hirn-Traumata zu finden waren. Bei diffuser zerebraler Schädigung zeigte sich klinisch häufiger der Zustand des UWS (4/5 PatientInnen, 80%), während bei fokaler Schädigung das MCS überwog (4/5 PatientInnen, 80%). Die Sedierung mit intravenöser Gabe von 0,03 mg Midazolam pro kg Körpergewicht zeigte keine relevanten klinischen Nebenwirkungen und erbrachte durchwegs eine gute Untersuchungsqualität mittels MRT.
Diskussion: Nach Aufbau einer entsprechenden Logistik gelang es, unter ärztlicher Begleitung DOC-PatientInnen in der MRT in hoher Untersuchungsqualität näher morphologisch zu charakterisieren. In Fällen, wo eine Sedierung notwendig war, ergaben sich keine relevanten Probleme. Insgesamt legt die vorliegende interdisziplinäre Arbeit den Grundstein für weiterführende prospektive MRT-Untersuchungen in größerer Fallzahl, mit dem ultimativen Ziel der Identifikation möglicher bildgebenden prognostischen Faktoren für das Langzeit-Outcome von DOC-PatientInnen.