Gewählte Publikation:
Siebert, A.
Akute Nierenschädigung bei Sport –
Eine Fall-Serien-Studie zur Ätiologie der akuten Nierenschädigung bei jungen Erwachsenen unter Beachtung des Stellenwerts des Sports
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Medical University of Graz; 2019. pp. 67
[OPEN ACCESS]
FullText
- Autor*innen der Med Uni Graz:
- Betreuer*innen:
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Ribitsch Werner
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Rosenkranz Alexander
- Altmetrics:
- Abstract:
- Hintergrund: Fitness-Sport und die Teilnahme an Langstreckenläufen erfahren unter jungen Erwachsenen weltweit immer größere Beliebtheit. Über den Sport als Ursache der akuten Nierenschädigung (ANS) existieren nur wenig repräsentative Studien bezüglich der Häufigkeit und dessen pathologischen Stellenwert, während vermehrt Fallberichte über akute Nierenschädigung durch Trendsportarten veröffentlicht werden. Die Prävalenz einer Sport-assoziierten ANS wird wahrscheinlich unterschätzt, genaue Zahlen dazu liegen jedoch nicht vor. Das Ziel der vorliegenden Arbeit war daher, die Häufigkeit einer mit Sport assoziierten Nierenschädigung bei jungen PatientInnen, die an einer internistischen Notaufnahme vorstellig waren, zu untersuchen.
Methoden: Eine retrospektive Falle-Serien-Studie wurde durchgeführt. Wir inkludierten alle PatientInnen im Alter zwischen 18 und 30 Jahren, die im Zeitraum von Dezember 2004 bis Mai 2018 in der Notaufnahme des LKH-Universitätsklinikum Graz mit „Akutem Nierenversagen“ bzw. „ANV“ diagnostiziert wurden. Es wurden die Inzidenz einer wahrscheinlichen Sport-Assoziation sowie der Schweregrad der ANS (entsprechend der KDIGO-modifizierten AKI-Kriterien unter pauschaler Annahme eines Baseline-Kreatinins von 1 mg/dL) und die Dauer des stationären Aufenthalts analysiert. Eine Sport-Assoziation wurde als wahrscheinlich angesehen, wenn anamnestische Hinweise auf körperliche Betätigung in Kombination mit renaler Schädigung durch prärenale Genese, Rhabdomyolyse, Arzneimittelmissbrauch (NSAR, anabole Steroide) sowie übermäßige Nahrungsergänzungsmittel-Einnahme gegeben waren.
Ergebnisse: Im angegebenen Zeitraum konnten 75 Fälle akuter Nierenschädigungen beobachtet werden. Davon waren 60% männlich (n=45) und 40% weiblich (n=30). Das mittlere Alter betrug 24 Jahre. Als häufigste Form zeigte sich eine intrarenale ANS in 53.3% (n=40) des Kollektivs. Dabei wurde bei 21.3% (n=16) eine infektiöse Genese diagnostiziert. Weitere ermittelte intrinsische Ursachen waren NSAR-Induktion (12%, n=9) sowie Rhabdomyolyse (10.7%, n=8) und diverse Andere (9.3%, n=7). Prärenale Nierenschädigungen stellte in 32% (n=24) den Ursprung der ANS dar. Eine postrenale Pathogenese der ANS wurde in 5.3% (n=4) der Fälle bestimmt. Bei 9.3% (n=7) der PatientInnen verblieb die Ursache ungeklärt. In 6.7% (n=5) aller inzidenten Fälle wurde eine mögliche Sport-Assoziation mit der Ursache identifiziert. Bei Diagnose der ANS befanden sich 80% (n=4) dieser Betroffenen in Stadium 3 der KDIGO-modifizierten AKI-Klassifikation. Ihr medianer Serum-Kreatinin-Spiegel bei Diagnose lag bei 3.78 mg/dL (IQR, 3.2-3.92), die mediane Dauer der Hospitalisierung betrug 6 Tage (IQR, 6-6). Im übrigen Kollektiv betrug der Serum-Kreatinin-Spiegel 2.49 mg/dL (IQR, 1.74-3.75), die mediane Hospitalisierung 5 Tage (IQR, 4-9).
Schlussfolgerung: Nur bei einem kleinen Teil der jungen Erwachsenen mit ANS konnte eine ursächliche Sport-Assoziation beobachtet werden. Das durchschnittlich hohe Stadium der ANS legt dabei allerdings eine signifikante Störung der Nierenintegrität nahe. Aufgrund der kleinen Studienkollektivgröße und methodenbedingten Limitationen sind generelle Aussagen bezüglich der Rolle des Sports bei ANS sowie Einschätzungen über mögliche Langzeitfolgen jedoch nicht möglich.