Gewählte Publikation:
Tiefenbach, L.
Geschichte der Pathologie in der Steiermark-Nationalsozialismus 1943,1944
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Graz Medical University; 2019. pp. 62
[OPEN ACCESS]
FullText
- Autor*innen der Med Uni Graz:
- Betreuer*innen:
-
Aigelsreiter Ariane
- Altmetrics:
- Abstract:
- Die an der Pathologie der Universitätsklinik Graz erhobenen Obduktionsberichte von 1943/1944 und 2006/2007 wurden in einer retrospektiven Vergleichsstudie auf verschiedene medizinische und epidemiologische Aspekte hin beleuchtet.
Diese Datensätze sind von besonderer Relevanz, da über viele Jahrzehnte hin (bis einschließlich 1978) die Pathologie der Universitätsklinik Graz als einziges Institut Obduktionen in der gesamten Steiermark durchgeführt hat.
Ziel der Arbeit ist die Extraktion der Verteilung der Grunderkrankungen und Todesursachen sowie der Vergleich derselbigen über verschiedene Zeiträume.
Ausgeschlossen wurden Kinder unter 14 Jahren, Menschen unklarer Todesursache, arbeitsrechtliche Gutachten, gerichtsmedizinische und sanitätspolizeiliche Obduktionen.
Es wurden 4149 Menschen in den Jahren 1943/1944 obduziert und 1124 In den Jahren 2006/2007.
Von diesen wurden in dieser Studie aufgrund der Ausschlusskriterien 2951 Obduktionen der Jahre 1943/1944 mit 976 Obduktionen der Jahre 2006/2007 verglichen.
Ermittelt wurden die Zielgrößen: Alter, Geschlecht, Habitus, Grundleiden und Todesursache.
Diese wurden im Speziellen auf das Auftreten und die Häufigkeit entzündlicher bzw. autoimmuner Krankheiten, kardiovaskulärer Krankheiten, Neoplasien, Tuberkulose und Leberzirrhose untersucht.
Resultierend aus dieser Erhebung konnte festgestellt werden, dass in den Jahren 1943/1944 entzündliche bzw. infektiöse bzw. autoimmune Krankheiten die häufigsten Todesursachen waren. Im Gegensatz dazu starben 2006/2007 die meisten Menschen aufgrund kardiovaskulärer Erkrankungen.
Im Speziellen wurden die Krankheiten Tuberkulose und Leberzirrhose beleuchtet. Aufgrund dessen konnte gezeigt werden, dass 1943/1944 Tuberkulose eine sehr häufige Erkrankung war, wohingegen 2006/2007 nur ein Fall von Tuberkulose verzeichnet werden konnte. Die Leberzirrhose war in beiden Zeiträumen etwa gleich häufig vertreten.
Der Habitus wurde vor Allem in den Jahren 1943/1944 beschrieben, daraus wurde wie erwartet ersichtlich, dass entzündliche Krankheiten mit einem kachektischen Habitus und kardiovaskuläre Krankheiten mit einem adipösen Habitus korrelieren.
Bezüglich des Sterbealters konnte eine drastisch positive Entwicklung verzeichnet werden. 1943/1944 lag das durchschnittliche Sterbealter bei 52,66 Jahren, 2006/2007 stieg es auf 71,32 Jahre an.
Weiters wurden, bezugnehmend auf die Kriegsjahre, die von der Nervenheilanstalt Feldhof überwiesenen Obduktionen untersucht. Es konnte gezeigt werden, dass in der Feldhof-Kohorte mehr Männer als Frauen vertreten waren im Vergleich zur Gesamtkohorte. Das Durchschnittsalter der Feldhof-Kohorte war geringer als das der Vergleichsgruppe. Die Feldhof-Gruppe hatte häufiger einen kachektischen Habitus und weniger häufig einen normalen Habitus als die Gesamtgruppe. Prozentuell litten und verstarben mehr Menschen der Obduktionen vom Feldhof an entzündlich/infektiösen Erkrankungen als die Gesamtheit der 1943/1944 obduzierten Menschen, dies gilt speziell für die Erkrankung Tuberkulose.