Gewählte Publikation:
Holzinger, B.
Ein Vergleich von Geburtseinleitungen mit Misoprostol vs.
Dinoproston-Vaginal-Insert bei Patientinnen über 35 Jahren
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Graz Medical University; 2019. pp. 51
[OPEN ACCESS]
FullText
- Autor*innen der Med Uni Graz:
- Betreuer*innen:
-
Klaritsch Philipp
- Altmetrics:
- Abstract:
- Einleitung: Bei älteren Schwangeren wird oft eine frühzeitige Geburtseinleitung
durchgeführt um fetale Komplikationen zu vermeiden. Durch die unreifere Zervix besteht
die Notwendigkeit eines gut wirksamen Präparates bei einem jedoch möglicherweise
weniger belastbaren Feten. Daher stellt sich die Frage, ob es bei Patientinnen über 35 Jahren
bei der Einleitung mit Misoprostol-Insert zu einer höheren Rate an Geburten innerhalb von
24 Stunden nach Vaginalinserteinlage als bei der Einleitung mit Dinoproston-Insert kommt
und wie der Vergleich im fetalen Outcome aussieht.
Material und Methoden: In dieser retrospektiven Kohortenstudie des Kepler
Universitätsklinikum Linz wurden 109 Geburtseinleitungen (Kohorte M, 01.05.2014 –
31.12.2016) mittels Prostaglandin E1 vaginal-Insert mit dem Wirkstoff Misoprostol (200μg)
und 110 Geburtseinleitungen (Kohorte D, 01.01.2013 – 31.12.2015) mittels Prostaglandin
E2 Analog mit dem Wirkstoff Dinoproston (10mg) ausgewertet. Eingeschlossen wurden
Frauen mit einer Einlingsschwangerschaft über 35 Jahren, die eine einmalige Einleitung mit
Misoprostol oder Dinoproston über der 36+0 Schwangerschaftswoche erhielten. Unsere
Hauptzielgröße stellte die Anzahl an vaginalen Geburten innerhalb 24 Stunden nach
Vaginalinserteinlage (sog. Benefit) im Vergleich zwischen den beiden Gruppen dar.
Ergebnisse: In der Kohorte D mit 80,9% (n=89) kam es häufiger zur vaginalen Geburt
innerhalb 24 Stunden als in der Kohorte M mit 68,8% (n=75) (p=0,044). In der Kohorte M
kam es häufiger zu Sectiones (19,3%, n=21) als in der Kohorte D (7,3%, n=8) (p=0,01), zu
mehr Akuttokolysen (Kohorte M mit 25,7% (n=28) und Kohorte D mit 13,6% (n=15)
(p=0,028)) aber einem niedrigeren Oxytocin-Bedarf (Kohorte M mit 24,8% (n=27) und
Kohorte D mit 36,7% (n=40) (p=0,078). Die Kohorte D zeigte bei Inserteinlage einen
Bishop-Score Median von 3 (±2,04) im Vergleich zur Kohorte M mit 2 (±1,71) (p=0,001)
sowie eine höhere Anzahl an vorzeitigen Blasensprüngen (Kohorte M mit 21,1% (n=23) und
Kohorte D mit 35,5% (n=39) (p=0,024)). Das fetale Outcome gestaltete sich in beiden
Gruppen gleich mit einem APGAR 5-Score Median von 10 (±0,58) in der Kohorte M und
10 (±1,44) in der Kohorte D (p=0,733), jedoch fand sich eine kindliche Asphyxie in der
Kohorte D (APGAR-5-Score von 1 und Nabelarterien-pH-Wert von 7,0).
Conclusio: Obwohl es bei Einleitung mit dem Dinoproston-Insert häufiger zur vaginalen
Geburt innerhalb 24 Stunden kam, ist dieses Ergebnis aufgrund der ungleichen
Ausgangssituation der Gruppen (zugunsten der Kohorte D) kritisch zu sehen. In der
logistischen Regressionsanalyse konnte kein Vorteil von Dinoproston gefunden werden. Es
zeigte sich kein Unterschied im fetalen Outcome.