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Gewählte Publikation:

Mayr, A.
Xenoöstrogenexposition: ein neuer Faktor der Pathogenese des Mammakarzinoms?
Humanmedizin; [ Diplomarbeit/Master Thesis (UNI) ] Graz Medical University; 2018. pp.121. [OPEN ACCESS]
FullText

 

Autor*innen der Med Uni Graz:
Betreuer*innen:
Reich Olaf
Altmetrics:

Abstract:
Xenoöstrogene sind anthropogene, chemische Verbindungen mit östrogenartiger Wirkung. Sie können über verschiedene Mechanismen auf das humane endokrine System einwirken. Oft treten Wechselwirkungen der Stoffe mit körpereigenen Hormonrezeptoren auf. Der Einfluss von Xenoöstrogenen auf die Pathogenese des Mammakarzinoms ist unklar. Methodik: Durchgeführt wurde ein systematischer Review publizierter Arbeiten zu Xenoöstrogenen und Mammakarzinom in PubMed mit dem Ziel, die derzeitige Evidenz zu diesem Thema darzustellen und Schlussfolgerungen für die Forschung zu ziehen. Ergebnisse: Die derzeitige Evidenz zeigt: (i) Xenoöstrogene können, aber müssen nicht an Östrogenrezeptoren der weiblichen Brust binden, um eine östrogenartige Wirkung in dieser auszuüben. Sie können unter anderem zu einer ligand-unabhängigen Aktivierung des Östrogenrezeptors führen, den Östrogenmetabolismus beeinflussen, aber auch Östrogenrezeptor unabhängig wirken. Einige nehmen auch Einfluss auf den Progesteron-, den Androgen- und den Aryl hydrocarbon Rezeptor bzw. Rezeptorpathway. (ii) Wirkungen von Xenoöstrogenen auf die weibliche Brustdrüse könnten vom Zeitpunkt der Exposition abhängig sein. Vor allem während der pränatalen und peripubertären Mammogenese kann es zu einer durch Xenoöstrogene modifizierten Störung der normalen Brustentwicklung kommen, was später die Suszeptibilität gegenüber anderen Karzinogenen („second-hit“) verändern könnte. (iii) Durch die Umwelt kommt es nicht zur Exposition von Menschen mit einzelnen Xenoöstrogenen, sondern zur Exposition mit komplexen Gemischen aus verschiedenen Chemikalien. Wenig beforscht sind Wechselwirkungen von verschiedenen Xenoöstrogenen in Gemischen und wie bzw. ob sie die mammäre Karzinogenese beeinflussen. Binäre Gemische scheinen größtenteils additiv in vitro zu wirken. Bereits geringe Veränderungen in der Zusammensetzung von Gemischen können zu veränderten Effekten der jeweiligen Mixtur führen. Schlussfolgerung: Es gibt wissenschaftliche Evidenz, dass Exposition mit Xenoöstrogenen ein Faktor in der Pathogenese des Mammakarzinoms ist. Im Detail besteht jedoch nachhaltiger Forschungsbedarf. Geeignete Forschungsansätze mit Berücksichtigung zeitlicher und anderer Ko-Faktoren der Wirkung von Xenoöstrogenen auf die weibliche Brustdrüse, könnten zu neuen Erkenntnissen der Bedeutung dieser potentiellen exogenen Karzinogene führen. Themen zukünftiger Forschung sind unter anderem der Expositionszeitpunkt und die potentiellen Zeitfenster der erhöhten Suszeptibilität gegenüber Xenoöstrogenen in der Brustentwicklung. Des Weiteren die Interaktionen verschiedener Rezeptorpathways, über die Xenoöstrogene einzeln und in Gemischen agonistisch bzw. antagonistisch wirken. Sowie der Einfluss dieser Interaktionen auf die Pathogenese des Mammakarzinoms.

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