Gewählte Publikation:
Jeserschek, J.
Operative Behandlungsmethoden des Karpaltunnelsyndrom
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Graz Medical University; 2018. pp.78.
[OPEN ACCESS]
FullText
- Autor*innen der Med Uni Graz:
- Betreuer*innen:
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Spendel Stephan
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Wurzer Paul
- Altmetrics:
- Abstract:
- Das Karpaltunnelsyndrom (KTS, CTS) stellt die häufigste Kompressionsneuropathie der peripheren Nerven dar. Die operative Therapie besteht in der Spaltung des Ligamentum carpi transversum, um in weiterer Folge den N. medianus, von der übermäßigen Kompression im Karpaltunnelkanal, zu befreien.
Traditionellerweise erfolgt die Karpaltunnelspaltung in einer offenen Methode, bei der, unter Sicht, das Ligament durchtrennt wird. Im Jahre 1989 wurde die Technik der endoskopischen Karpaltunnelspaltung erstmalig beschrieben. Mit diesem Verfahren erwartete man sich theoretisch einen besseren Outcome bezüglich postoperativer Schmerzen („pillar pain“), Heilungsdauer und Wiederaufnahme der gewohnten Arbeits- und Freizeittätigkeiten. Entgegen dieser Erwartungen zeigten Studien in den 1990er Jahren jedoch eine hohe Komplikationsrate (insbesondere inkomplette Spaltungen mit Revisionsoperationen als Folge, sowie Verletzungen von N. medianus Ästen). Neuere Vergleichsstudien und Übersichtsarbeiten zeigten hingegen gleichwertige Komplikationsraten der endoskopischen und offenen Methode zur Spaltung des Ligaments.
Ziel dieser Arbeit ist es, den aktuellen Stand der wissenschaftlichen Literatur im Sinne einer Übersichtsarbeit zu erstellen, sowie gegebenenfalls neue Erkenntnisse im Vergleich zwischen offener und endoskopischer Operationsmethode zu analysieren.
Methoden
Die Literaturrecherche erfolgte im Mai 2018 und umfasste die Datenbanken von PubMed, Web of Science und CITHAL. Abhängig von der jeweiligen Plattform wurde die Strategie entwickelt, um zu Beginn möglichst viele Einschlüsse zum Thema KTS und dessen chirurgischen Behandlung, insbesondere dem Vergleich der offenen gegenüber der minimal-invasiven Operationstechnik, zu generieren. Weiteres wurden alle Ergebnisse in eine Tabelle extrahiert, nach Qualität (Level of Evidence, LOE I) sowie Duplikaten gefiltert. Im Anschluss wurden Suchtermen generiert, um rein vergleichende Studien der vergangenen 10 Jahre zu erhalten.
Resultate
Eine Vielzahl, der ursprünglich 236 erhobenen Resultate aller drei Datenbanken, wurde beim ersten Schritt, dem Ausschluss von Duplikaten sowie der Filterung nach den 5 spezifischen Suchtermen, ausgeschlossen. Schlussendlich ergaben sich 36 Arbeiten, welche einer weiteren Filterung nach lediglich klinischen Studien und Qualität, insbesondere LOE I, sowie dem Ausschluss von Reviews, Meta-Analysen und Artikeln unterzogen wurden. Demnach reduzierte sich die Anzahl auf 6 Studien. Zum Ende konnten 5 klinische Studien, welche den Einschlusskriterien entsprachen und ein LOE I aufwiesen, in die Bewertung eingeschlossen werden.
Diskussion
Die Ergebnisse zahlreicher Studien in den Jahren vor 2008, sowie die hier behandelten der vergangenen 10 Jahre deuten auf eine schnellere Rehabilitation und bessere Kraftsituation in der frühen postoperativen Phase der endoskopischen Methoden hin. Jedoch sind diese Unterschiede, nach spätestens sechs Monaten postoperativ, in den allermeisten Erhebungen nicht mehr erkennbar.
Sowohl die endoskopischen Verfahren als auch die offenen Varianten haben ihre jeweiligen Vor- und Nachteile. Es scheint nach wie vor keine eindeutig überlegene Variante zu geben. Vielmehr müssen die Faktoren der jeweiligen Technik individuell abgewogen und in die Aufklärung der Patientinnen und Patienten dementsprechend einbezogen werden.
Zusammenfassend scheint klar zu sein, dass hier eine Notwendigkeit für weitergehende Studien besteht und zwar mit einheitlicheren Kriterien, welche genauere Kostenanalysen sowie detaillierte Komplikationsraten enthalten und den Einfluss der persönlichen Fertigkeit des durchführenden Chirurgen oder der Chirurgin miteinbeziehen.