Gewählte Publikation:
Fuchs, H.
Erwünschte und nicht erwünschte Anreizwirkungen von DRG-basierten Krankenhausfinanzierungssystemen aufgezeigt am Beispiel der leistungsorientierten Krankenanstaltenfinanzierung in Österreich
Masterstudium; Gesundheits- und Pflegewissenschaft; [ Masterarbeit ] Graz Medical University; 2018. pp. 67
[OPEN ACCESS]
FullText
- Autor*innen der Med Uni Graz:
- Betreuer*innen:
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Rasky Eva
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Stolz Erwin
- Altmetrics:
- Abstract:
- Aufgrund des technischen Fortschritts, aber auch durch demografische Veränderungen rückte die Finanzierung des Gesundheitssystems in den letzten Jahren zunehmend in den Fokus politischer Entscheidungsträger/innen. Insbesondere die Art der Vergütung im stationären Sektor wurde von nun an stärker hinterfragt und verschiedene Ansätze wie Globalbudgets oder pflegetagebasierte sowie fallbezogene Vergütungsmodelle diskutiert, um Kostenanstiege im Gesundheitsbereich eindämmen zu können.
Bereits im Jahr 1997 wurde in Österreich das pflegetagebasierte Vergütungsmodell durch die leistungsorientierte Krankenanstaltenfinanzierung (LKF) ersetzt und somit versucht, einem Kostenanstieg im stationären Sektor entgegenzuwirken. In der vorliegenden Masterarbeit wird mittels eines Literature Reviews das bestehende DRG-basierte Krankenanstaltenfinanzierungssystem (LKF) hinsichtlich möglicher negativer und positiver Anreizwirkungen sowie etwaiger Unterschiede zu anderen DRG-basierten Systemen untersucht.
Es zeigt sich, dass das LKF-Modell im Gegensatz zu anderen DRG-basierten Systemen eine höhere Einzelleistungsausrichtung und eine geringere Diagnoseausrichtung aufweist, jedoch grundlegende positive Anreizwirkungen wie die Verkürzung der Verweildauer der Patient/innen, eine Eindämmung der Kostensteigerungen, die Optimierung des Ressourceneinsatzes oder eine höhere Leistungstransparenz auch im LKF-System erkennbar sind.
Die Differenzierung der Finanzierungsbereiche in einen bundesweit einheitlichen Kern- und einen bundesländerspezifischen Steuerungsbereich ist ebenfalls ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal zu DRG-basierten Systemen. Diese Aufteilung der Finanzierungsströme wirkt sich auf die Bewertung und Vergütung der einzelnen Krankheitsfälle in den verschiedenen Bundesländern aus und wird von vielen Autor/innen als Schwachstelle des österreichischen Finanzierungsmodells gesehen.
Als negative Anreizwirkungen sind vor allem die Erhöhung der Fallzahlen und die fehlende Entlastung des ambulanten Bereiches zu nennen. Kritisiert wird zum Teil auch die zu geringe Nutzung der Daten zur Systemsteuerung, Datenqualität (primärer Fokus auf Abrechnung) und die zersplitterte Kompetenzlage im Gesundheitswesen zwischen Bund, Land und Gemeinden. Aus den angeführten Vor- und Nachteilen können Bereiche ausgemacht werden, in denen noch deutliche Verbesserungen möglich wären. Vor allem die Harmonisierung der LKF-Finanzierung – die sogenannte „Finanzierung aus einer Hand“ – und eine bessere Verzahnung des stationären mit dem ambulanten Sektor werden als große Herausforderung gesehen. Es bleibt anzumerken, dass sich das primäre Ziel „Effizienzsteigerung durch Verweildauerreduktion“ durch die Steigerung der Behandlungsfälle aufwog bzw. die unterschiedlichen Abrechnungs- und Subventionsformen, die Gewichtung der LKF-Punkte sowie die nach wie vor bestehende Abgangsdeckung aus Landesbudgets vorhandene Effizienzpotentiale verhindern.
Die vorliegende Masterarbeit zeigt auf, dass in vielen Bereichen effizienztechnisches Verbesserungspotential sowie die Notwendigkeit, bestimmte Fehlanreize durch geeignete Maßnahmen zu entschärfen, bestehen.