Gewählte Publikation:
Hodl, I.
Neue Ansätze in der Schilddrüsendiagnostik - Referenzwerte für Serumcalcitonin und Evaluierung neuer Schilddrüsenautoantikörper für die Endokrinologie-Laborplattform am Universitätsklinikum Graz
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Graz Medical University; 2018. pp. 99
[OPEN ACCESS]
FullText
- Autor*innen der Med Uni Graz:
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Hodl Isabel
- Betreuer*innen:
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Obermayer-Pietsch Barbara
- Altmetrics:
- Abstract:
- Hintergrund:
Die Messung von Laborparametern ist für die Endokrinologie ein fundamentaler Bestandteil in Diagnostik und Verlaufskontrolle von Schilddrüsenerkrankungen. Dabei ist es nach wie vor eine Herausforderung, optimale Analysemethoden zu etablieren und deren Ergebnisse korrekt zu interpretieren, um diagnostisch verlässliche Marker für den klinischen Alltag zu erhalten.
Calcitonin hat sich als Tumormarker für das medulläre Schilddrüsenkarzinom (MTC) bewährt. Allerdings treten relativ oft moderate Erhöhungen der Calcitonin-Konzentration auf, was zu mehrfachen, teils überflüssigen Nachkontrollen führt. Deswegen war es Ziel dieser Arbeit, die bestehenden Grenzwerte zu evaluieren und für Männer und Frauen separat zu definieren.
Das Thyreoidea-stimulierende Immunglobulin (TSI) ist in den letzten Jahren zunehmend in den Fokus der Forschung gerückt, da es als Teilmenge der TSH-Rezeptor-Antikörper (TRAK) verspricht, spezifischer als TRAK in der Diagnostik der Immunhyperthyreose und endokrinen Orbitopathie zu sein. 2015 kam der erste automatisierte TSI-Immunoassay auf den Markt, dessen Wertigkeit wir hinsichtlich des bestehenden TRAK-Assays testeten.
Material und Methoden:
Für die Calcitonin-Evaluierung wurden in einer retrospektiven Studie mit 2143 Patient/innen – bei einem derzeitigen Grenzwert von 12¿pg/ml – jene 87 Patient/innen eingeschlossen, die Calcitonin-Konzentrationen von =¿10¿pg/ml aufwiesen. Die Berechnung der neuen Cut-off-Werte erfolgte anhand der Klassifizierung in MTC- und Nicht-MTC-Patient/innen.
Im zweiten Teil wurden mit dem Immulite® 2000 TSI-Assay bei 115 Patient/innen mit Verdacht auf oder bestätigter Hyperthyreose TSI- und gleichzeitig TRAK-Werte (IASONTRAb®e.-Immunoassay) gemessen. Bezüglich Immunhyperthyreose wurden für TSI und TRAK Grenzwerte berechnet sowie die Ergebnisqualität der Assays verglichen.
Ergebnisse:
Die durch ROC-Analyse (Receiver Operating Characteristic) erhaltenen Calcitonin-Grenzwerte betrugen für das Gesamtkollektiv 24,5¿pg/ml (Sensitivität 92,9¿%, Spezifität 77,5¿%, p¿<¿0,0001), für Männer 23,5¿pg/ml (Sensitivität 90,9¿%, Spezifität 82,4¿%, p¿<¿0,0001) und für Frauen 73,0¿pg/ml (Sensitivität 100¿%, Spezifität 80,0¿%, p¿=¿0,028). Der Zusammenhang zwischen MTC-Diagnose und erhöhten geschlechtsspezifischen Calcitonin-Werten lag bei Phi¿=¿0,600 (p¿<¿0,0001).
Die ROC-Analyse des TSI-Kollektivs erbrachte zwei mögliche TSI-Grenzwerte mit 0,593¿IU/l und 1,77¿IU/l, mit Sensitivitäten und Spezifitäten von 90,9¿% und 55,1¿% bzw. 83,3¿% und 71,4¿%. Im Vergleich mit der TRAK-Analyse konnte keine diagnostische Überlegenheit von TSI bestätigt werden (¿2¿=¿3,34, p¿=¿0,0676).
Conclusio:
Calcitonin stellt einen verlässlichen Tumormarker in der Diagnostik des MTC dar, solange die gemessenen Werte im Kontext von Anamnese und Klinik gesehen und verifiziert werden. Eine Änderung des allgemeinen Cut-off-Werts von Calcitonin für das Universitätsklinikum Graz von 12 auf 24,5¿pg/ml wäre gut möglich.
TRAK bzw. TSI sind sensitive Laborwerte in der Diagnostik der Immunhyperthyreose. Aktuell kann anhand der Ergebnisse in Graz keine Umstellung auf den TSI-Immunoassay empfohlen werden, allerdings gibt es neuere, vielversprechende Publikationen zu unterschiedlichen TSI-Assays, sodass mit einer größeren, prospektiven Studie dieser Einsatz reevaluiert werden könnte.