Gewählte Publikation:
Holzgruber, J.
Eine explorative, retrospektive Datenanalyse zu steroidinduzierter Hyperglykämie in der Diabetesambulanz eines tertiären Zentrums
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Graz Medical University; 2018. pp. 74
[OPEN ACCESS]
FullText
- Autor*innen der Med Uni Graz:
- Betreuer*innen:
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Aberer Felix
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Sourij Harald
- Altmetrics:
- Abstract:
- Einleitung und Fragestellung: Eine steroidinduzierte Hyperglykämie (SIH) ist definiert als Störung des Glukosestoffwechsels, welche durch den Einsatz von Glukokortikoiden auftritt. Sie stellt ein häufig auftretendes Problem in sämtlichen PatientInnen-Populationen dar und es gibt Anzeichen dafür, dass eine SIH auch einen prognostisch ungünstigen Risikofaktor für Morbidität und Mortalität darstellt. Da die Auswirkungen einer SIH auf die PatientInnen insgesamt unzureichend erforscht sind, sind auch Empfehlungen zur Therapie mangelhaft und heterogen.
Material und Methoden: Im Rahmen einer retrospektiven Datenanalyse (2012-2017) wurden PatientInnen mit SIH aus der Diabetesambulanz eines tertiären Zentrums identifiziert. Aus der elektronischen Krankenakte wurden demographische Informationen, Daten zur Steroidtherapie, antidiabetischen Behandlung sowie Blutzuckerdaten erhoben.
Ergebnisse: 189 PatientInnen mit SIH (37% weiblich, Alter 65±12 Jahre, HbA1c 62±20mmol/mol) wurden in die Analyse eingeschlossen. Hauptindikation für die Steroidtherapie war eine immunsuppressive Therapie nach Organ- oder Knochenmarkstransplantation oder Transplantatabstoßungsreaktionen. Weitere Indikationen waren onkologische, dermatologische oder rheumatische Erkrankungen. Die Steroidtherapie teilte sich folgendermaßen auf: 53% Prednisolon, 17% Dexamethason und 14% Methylprednisolon, 2% andere Steroide, 14% unbekannt.
Die blutzuckersenkende Therapie setzte sich wie folgt zusammen: 57% ausschließlich Insulin, 25% Insulin und orale Antidiabetika (OAD), 15% OAD alleine und 3% nur diätetische Maßnahmen. Die Insulintherapien bestanden zu 41% aus Mischinsulin, 27% Basis-Bolus-Insulin, 27% prandiale Insulintherapie und 5% Basalinsulintherapie. Die durchschnittliche Insulindosis war 35±30 Insulineinheiten (IE). 70% der PatientInnen bekamen weniger als 40IE als Dosis verabreicht. Die Insulintherapie wurde in fast 75% der Fälle laut einem fixen Behandlungsschema verordnet. Die orale (Begleit-)Therapie war in 61% eine Monotherapie (45% DPP-4-Inhibitoren, 39% Metformin, 10% Sulfonylharnstoffe, 4% GLP-1-Agonisten, 2% SGTL-2-Inhibitoren). Die oralen Kombinationstherapien (39%) bestanden in über 75% der Fälle aus Metformin und DPP-4-Inhibitoren.
In 70% der behandelten PatientInnen wurde eine tägliche Blutzuckermessung von der Diabetesambulanz empfohlen. In 57% wurde tatsächlich an den Folgetagen eine Blutzuckermessung durchgeführt, wovon 65% einem vollständigen BZTP (BZTP =3 Messungen) entsprachen.
Schlussfolgerungen: Die Daten zeigen, dass bei PatientInnen mit SIH unterschiedliche Therapiestrategien verfolgt werden. Die gesammelten Informationen sollen zusammen mit weiteren prospektiven Daten dazu beitragen, medikamentöse Strategien zu vergleichen und daraus Therapieempfehlungen abzuleiten.