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Gewählte Publikation:

Meisterhofer, K.
Schlingensysteme zur Behandlung der Belastungsinkontinenz beim Mann: ein systematisches Review
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Graz Medical University; 2018. pp. 91 [OPEN ACCESS]
FullText

 

Autor*innen der Med Uni Graz:
Betreuer*innen:
Dalpiaz Orietta
Herzog Sereina Annik
Altmetrics:

Abstract:
Hintergrund: Inkontinenz zählt aufgrund der massiven Beeinträchtigung der Lebensqualität zu den gefürchtetsten Nebenwirkungen der radikalen Prostatektomie. Zur Behandlung der Belastungsinkontinenz des Mannes nach Prostatektomie kommen zunehmend verschiedene Schlingensysteme zum Einsatz. Diese werden auch von den EAU-Leitlinien empfohlen. Die Schlingen unterscheiden sich hinsichtlich ihres Wirkmechanismus, ihrer Befestigung und ihrer Materialien. Bis jetzt gibt es jedoch noch keine genauen Leitlinien, wann welche Schlinge zum Einsatz kommen soll. Ziel: Ziel dieses systematischen Reviews ist es, anhand der Auflistung und Gegenüberstellung von Kontinenzraten, Komplikationen und Risikofaktoren der verschiedenen Schlingensysteme, einen Überblick über diese Thematik zu schaffen. Methodik: Das systematische Review wurde gemäß dem PRISMA Statement durchgeführt. Die Datenbanken PubMed, Embase und Cochrane wurden auf die Begriffe „incontinence“, „prostatectomy“ und „sling“ durchsucht. Eingeschlossen wurden Studien in englischer Sprache mit mindestens 15 Patienten und einem Follow-Up von mindestens zwölf Monaten. Die relevanten Daten wurden extrahiert, beschrieben und in Tabellen zusammengefasst. Ergebnisse: Von 243 potentiell relevanten Arbeiten wurden 56 Studien in dieses systematische Review eingeschlossen. Fixe Schlingensysteme wurden in 45 und adjustierbare Schlingensysteme in 12 Studien implantiert (eine Studie verglich die beiden unterschiedlichen Wirkmechanismen). Die AdVance™ Schlinge wurde am häufigsten eingesetzt, ihre Erfolgsrate lag zwischen 42,1% und 90,3%. Mit der InVance™ Schlinge konnte ein Erfolg von bis zu 90% erreicht werden. Die Kontinenzrate nach Implantation einer I-Stop TOMS™ Schlinge lag zwischen 47,6% und 59,4%. Mit der Virtue™ Schlinge wurde ein Erfolg von bis zu 79,2% erzielt. Mit der Argus classic™ Schlinge konnte Kontinenz in bis zu 92% wiederhergestellt werden. Die Kontinenzrate des ATOMS™ Systems lag bei 63%. Mit der Remeex™ Schlinge wurde Kontinenz von bis zu 64,7% erreicht. Die Patientenzufriedenheit nach Implantation eines Schlingensystems lag zwischen 28% und 96,1%. Die häufigsten Komplikationen nach Schlingenimplantation waren Schmerzen, gefolgt von Harnverhalt. Risikofaktoren für den Misserfolg einer Schlinge waren u.a. vorherige Radiotherapie, erhöhter Grad der Inkontinenz und Übergewicht. Schlussfolgerung: Sowohl fixe als auch adjustierbare Schlingensysteme liefern ähnliche Kontinenzraten und eignen sich gut zur Therapie der leicht- bis mittelgradigen Belastungsinkontinenz des Mannes. Eine eindeutige Aussage welches Schlingensystem die besten Kontinenzergebnisse erzielt, ist aufgrund der Heterogenität der eingeschlossenen Studien nicht möglich. Um evidenzbasierte Empfehlungen treffen zu können, sind zukünftigen Studien ein multizentrisches, randomisiertes Studiendesign, eine homogene Patientengruppe mit demselben Schweregrad der Inkontinenz, dieselben Einschlusskriterien und einheitliche, strenge Definitionen der Kontinenz anzuraten.

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