Gewählte Publikation:
Stahl, J.
Die prognostische Bedeutung somatosensibel evozierter Potentiale auf der neurochirurgischen Intensivstation
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Graz Medical University; 2018. pp.
[OPEN ACCESS]
FullText
- Autor*innen der Med Uni Graz:
- Betreuer*innen:
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Holl Etienne
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Schöpfer Andreas
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Unger Frank
- Altmetrics:
- Abstract:
- Einleitung: Die neurologische Statuserhebung bei PatientInnen, die aufgrund einer traumatischen Hirnscha¨digung oder einer Subarachnoidalblutung intubiert und beatmet sind, gelingt oft nur ungenu¨gend.
Die Kenntnis des funktionellen Zustandes der zerebralen Strukturen ist wichtig, um ein individuell angemessenes Therapieschema einleiten und das zu erwartende Behandlungsergebnis abscha¨tzen zu ko¨nnen. Die somatosensibel evozierten Potentiale (SSEP) werden in der Literatur als Prognoseparameter eingescha¨tzt. Die vorliegende Arbeit untersucht die tatsa¨chliche prognostische Wertigkeit der somatosensibel evozierten Potentiale (SSEP).
Methoden: Retrospektiv wurden die Daten von 125 PatientInnen (x¯ = 51,14 Jahre ± 17,244 Jahre SD) ausgewertet, die in den Jahren 2010 bis 2015 auf der neurochirurgischen Intensivstation am LKH-Univ. Klinikum Graz mindestens einer auswertbaren SSEP-Untersuchung zugefu¨hrt wurden und deren stationa¨re Rehabilitation nachvollziehbar war (x¯ = 93 Tage ± 73 Tage SD). Zwei große Subgruppen wurden abgegrenzt. 66 PatientInnen erlitten eine traumatische Hirnscha¨digung, 47 eine aneurysmatische Subarachnoidalblutung.
Die SSEPs wurden in die Kategorien nach Riffel et al. und Houlden et al. eingeordnet und mit dem jeweils erreichten Behandlungsergebnis bei Entlassung aus der stationa¨ren Rehabilitation anhand des Glasgow Outcome Scale (GOS) in Korrelation gesetzt. Die Werte des GOS wurden in drei Gruppen definiert: „Verstorben“ (GOS 1), „Schlechtes Behandlungsergebnis“ (GOS 2+3) und „Gutes Behandlungsergebnis“ (GOS 4+5).
Ergebnisse: Es zeigte sich eine unterschiedliche Verteilung der SSEP-Grade nach Houlden zwischen den GOS-Gruppen „Verstorben“ und „Gutes Behandlungsergebnis“ (p = 0,001). Der positiv pra¨diktive Wert (PPV) beidseits erloschener kortikaler Potentiale einen GOS-Wert = 3 vorherzusagen, lag bei 0,80. Umgekehrt konnten beidseits normale kortikale Potentiale einen GOS-Wert = 4 nur mit einem PPV von 0,51 vorhersagen. Glasgow Coma Scale (GCS) und Klassifizierung nach Hunt & Hess zeigten keine signifikant unterschiedliche Verteilung u¨ber den GOS-Gruppen (pGCS = 0,330; pH&H = 0,117).
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Zusammenfassung: Beidseits ausgefallene kortikale Potentiale haben einen signifikanten prognostischen Wert fu¨r ein schlechtes Behandlungsergebnis bei PatientInnen der neurochirurgischen Intensivstation. Beidseits normale kortikale Potentiale haben nur einen begrenzten prognostischen Wert, da im Verlauf der Behandlung auftretende Komplikationen (Nachblutung, Vasospasmus, Hirndruckanstieg etc.) noch Einfluss auf die Funktionalita¨t der Hirnstrukturen und damit das Behandlungsergebnis nehmen ko¨nnen.
In Zusammenschau mit weiteren klinischen Parametern wie Alter, Vorerkrankungen, Begleitverletzungen im Falle eines Polytraumas etc. haben die somatosensibel evozierten Potentiale aufgrund ihrer Objektivita¨t eine gute prognostische Aussagekraft.