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Trinkl, F.
Die Wirkung von intranasaler Oxytocin-Applikation auf das psychische Befinden von SuchtpatientInnen: Ein systematischer Überblick
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Graz Medical University; 2018. pp. 51
[OPEN ACCESS]
FullText
- Authors Med Uni Graz:
- Advisor:
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Unterrainer Human-Friedrich
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- Hintergrund:
Trotz der enormen gesundheitlichen, sozialen und wirtschaftlichen Schäden begleitet die Sucht nach psychoaktiven Substanzen die Menschheit seit tausenden von Jahren. Suchtkranke Menschen weisen im Allgemeinen häufiger unsichere Bindungsstile auf als die gesunde Bevölkerung. Das Peptidhormon Oxytocin konnte dabei als ein Korrelat sicherer Bindung identifiziert werden. Seit etwa 30 Jahren finden sich Studien, die einen mildernden Effekt von Oxytocin auf das Suchtverhalten am Tiermodell beschreiben. Erst in der jüngeren Vergangenheit wurden Studien durchgeführt, die den Einfluss von Oxytocin auch auf die psychische Symptomatik von suchtkranken Menschen untersuchen. Zur Beantwortung der Fragestellung, wie sich die intranasale Gabe von Oxytocin auf das psychische Befinden von Suchtkranken auswirkt, wurden diese Studien in einem systematischen Überblick verglichen.
Methoden:
Eine Schlagwortsuche mit den Begriffen „oxytocin“, „drug addiction“, „substance use“ in den Datenbanken PubMed und Web of Science lieferte nach Ausschluss der Duplikate 445 Arbeiten. Nach einer überblicksmäßigen Sichtung der Abstracts wurden jene ausgeschlossen, bei denen es sich um Reviews, nicht englisch- oder deutschsprachige Arbeiten oder Studien am Tiermodell handelte. Außerdem wurden auch Arbeiten ausgeschlossen, die an Gesunden durchgeführt wurden. Schlussendlich blieben zehn doppelblind-randomisierte, Placebo-kontrollierte Arbeiten übrig, die in diesem Review analysiert wurden.
Ergebnisse:
Sieben der zehn Studien können zumindest teilweise einen Vorteil von Oxytocingaben nachweisen, beispielsweise eine Reduktion des Cravings, des Substitutionsbedarfs, der Ängstlichkeit und der Anspannung. In den restlichen Arbeiten findet sich nur ein eingeschränkt positiver oder sogar ein negativer Einfluss von Oxytocin auf das psychische Befinden.
Die deutlichsten positiven Resultate zeigen sich bei gestressten oder PatientInnen und PatientInnen mit unsicheren Bindungsstilen. In den Studien wurden intranasale Dosierungen zwischen 20 bis 40 IU Oxytocin verwendet.
Diskussion:
Einschränkungen dieses Reviews stellen die Heterogenität der verwendeten Dosen und Versuchszeiträume sowie die relativ kleinen Stichproben dar. Aus den Ergebnissen lässt sich ein Trend zu positiven Auswirkungen von Oxytocin auf Suchterkrankungen, gerade unter Stress, beobachten. Die intranasale Verabreichung von Oxytocin hat sich als nichtinvasive Methode der Wahl durchgesetzt. Möglicherweise könnte Oxytocin so in Zukunft in Form einer Selbstmedikation eine Unterstützung für Suchtkranke darstellen. Weiterführende randomisiert-kontrollierte Versuchsreihen sind zuvor allerdings anzuraten.