Gewählte Publikation:
Liu, D.
Umfrage bei medizinischen Fachgesellschaften zur Einführung einer Implantatregisterdatenbank
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Graz Medical University; 2018. pp.71
[OPEN ACCESS]
FullText
- Autor*innen der Med Uni Graz:
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Liu David Tianxiang
- Betreuer*innen:
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Lumenta David Benjamin
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Wurzer Paul
- Altmetrics:
- Abstract:
- Hintergrund: Jährlich werden weltweit mehr als 1,5 Million Brustimplantate eingesetzt. Brustimplantate gelten als Hochrisiko-Medizinprodukten und sollten einer strengen Kontrolle, Rückverfolgbarkeit und systematischen Erfassung unterliegen. Trotz der steigenden Anzahl eingebrachter Brustimplantate gibt es derzeit noch keine zuverlässigen oder fundierten epidemiologischen Daten, welche den postoperativen Verlauf und das Auftreten von Komplikationen nach Implantation erfassen.
Vorangehende Implantat-Skandale, besonders der Poly Implant Prothèse-Skandal im Jahr 2010, haben die Ungenauigkeit und Ineffizienz der aktuellen Registerdatenbanken aufgezeigt und zu einer strategischen Neuorientierung beim Aufbau von Registerdatenbanken geführt.
Eine aktuelle Studie hat gezeigt, dass in Österreich nur ein Bruchteil der eingebrachten Brustimplantate registriert ist. Bei der Einführung einer sogenannten verpflichtenden Registerdatenbank sollten Erwartungen und Anforderungen aller Interessensgruppen Berücksichtigung finden.
Da bisher allerdings keine Studie darüber vorliegt, welche Erwartungen Expertinnen und Experten an eine Registerdatenbank haben, ist die Erfassung dieser Daten bei der Entwicklung von zukünftigen Strategien von großer Bedeutung.
Material und Methoden: Alle 240 ordentlichen und assoziierten Mitglieder der österreichischen Gesellschaft für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie (ÖGPÄRC) wurden mittels E-Mail mit personalisiertem Link eingeladen, an dieser Umfrage teilzunehmen. Die Datensammlung erfolgte im Februar 2017 über vier Wochen. Die vier Schwerpunkte waren: Sicherheit, Dokumentation, Informationsfluss und Dateneingabe.
Die Administration und Teilnehmerverwaltung der Online-Umfrage wurde mittels Survey-Monkey (SurveyMonkey.com, Palo Alto, CA, USA) durchgeführt. Die Datenauswertung/-darstellung/-analyse erfolgte mittels Microsoft Excel (Microsoft Office 2010, Microsoft, Redmond, WA, USA) und The R Project for Statistical Computing (Free Software Foundation, Inc., Boston, MA, USA).
Ergebnisse: Die Umfrage beantworteten 51 Expertinnen und Experten vollständig, was einer Rücklaufquote von 21% entsprach. Die Expertinnen und Experten forderten die Einführung einer zentral geführten Registerdatenbank mit Opt-Out System (Teilnahme für alle, außer der/die Patient/in ist dagegen). Geführt werden soll die Datenbank von Fachgesellschaften, während die Finanzierung vor allem von Herstellern erbracht werden soll. Die Informationen zum Implantat sollen zuerst über einen Barcode ausgelesen werden, sodass nach Verwendung des Implantates automatisch ein Implantatpass generiert werden kann. Die Eingabe soll über eine verschlüsselte Webseite erfolgen und Komplikationen sowie Ein-/ Ausbauzeitpunkt sollen ebenfalls dokumentiert werden können.
Schlussfolgerung: Die Ergebnisse dieser Diplomarbeit zeigen, dass die Plastischen Chirurginnen und Chirurgen Österreichs eine Neustrukturierung sowie Einführung einer klinischen Registerdatenbank mit Opt-Out wünschen und ein großes Interesse besteht, mehr über bestimmte Pathologien (BIA-ALCL, Kapselfibrose) anhand von Daten zu erfahren.