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Gewählte Publikation:

Neuhold, J.
Postoperatives Lappenmonitoring in der Plastischen Chirurige - Literaturübersicht
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Graz Medical University; 2018. pp. 129 [OPEN ACCESS]
FullText

 

Autor*innen der Med Uni Graz:
Betreuer*innen:
Schintler Michael
Wiedner Maria
Altmetrics:

Abstract:
Fragestellung: Lappenplastiken bilden die Grundlage der rekonstruktiven Chirurgie und sind essentiell bei der Wiederherstellung von Körperform und Funktion nach Unfällen, Krebserkrankungen und Verbrennungen. Ein frühzeitiges Erkennen einer Durchblutungsstörung und damit einhergehenden Lappengefährdung ist ausschlaggebend, um das Überleben der Lappenplastik zu sichern. Zu diesem Zweck werden die Lappenplastiken postoperativ überwacht. Die klinische Observanz ist seit jeher der Goldstandard auf diesem Gebiet. In den letzten Jahren hat die Erforschung und Weiterentwicklung verschiedener Überwachungsverfahren rasant zugenommen. Diese Arbeit schafft einen evidenzbasierten Überblick über die verschiedensten Monitoringverfahren in Hinblick auf Funktionsweise, sowie Vor- und Nachteile jeder Methode. Methoden: Eine systematische Suche in der Datenbank Pubmed wurde zur Identifizierung von Studien, die sich mit der postoperativen Überwachung freier Lappenplastiken beschäftigen, durchgeführt. Einschlusskriterien waren ein Publikationszeitraum von 2006 bis 2016, das Vorhandensein in Volltextform und die Veröffentlichung in deutscher oder englischer Sprache. Studien, die nicht in erster Linie ein postoperatives Monitoringverfahren beschrieben, wurden ausgeschlossen. Die inkludierten Studien wurden in ergänzende und eigenständige Verfahren unterteilt. Anschließend wurden die Funktionsweise, sowie Vor- und Nachteile jedes Monitoringverfahrens erläutert und mit dem derzeitigen Goldstandard verglichen. Zusätzlich wurde die Evidenz der inkludierten Publikationen definiert. Die Ermittlung der Evidenz und Einteilung nach Klassen 1-5 basiert auf den Empfehlungen der American Association of Plastic Surgery (ASPS). Ergebnisse: Nach der Überprüfung von 583 identifizierten Studien, entsprachen 153 Studien den Suchkriterien. Insgesamt sechs Studien befassten sich mit dem derzeitigen Goldstandard. Eine Anzahl von 28 Veröffentlichungen beschäftigte sich mit Verfahren, welche lediglich in Kombination mit dem Goldstandard angewandt werden können, und führte zur Identifizierung von neun ergänzenden Verfahren. Weitere 119 Publikationen beschrieben die Anwendung von Verfahren, welche unabhängig von der klinischen Observanz eingesetzt werden können. Anhand dieser 119 Studien konnten 25 eigenständige Monitoringverfahren ermittelt werden. Die höchste Evidenz wurde der Nahinfrarot-Spektroskopie (NIRS) zugesprochen mit sieben Klasse 1 Studien, vier in der Klasse 2, jeweils drei in den Klassen 3 und 4, sowie eine Studie in der Klasse 5. Das Verfahren mit der höchsten Anzahl an Publikationen in den Jahren 2006-2016 war der implantierbare Cook-Swartz-Dopplersensor mit 26 Studien, erzielte bei der Gegenüberstellung der gesichteten Studien jedoch ähnliche Ergebnisse wie die klinische Observanz und erreichte eine durchschnittliche Lappenüberlebensrate von 97,70%. Das NIRS-Verfahren erreichte im Vergleich einen signifikanten Anstieg des Lappenüberlebens und eine durchschnittliche Lappenüberlebensrate von 99%. Ein Großteil der beschriebenen Monitoringverfahren detektierte Durchblutungsstörungen noch vor Auftauchen erster klinischer Zeichen. Schlussfolgerung: Die klinische Observanz ist weiterhin das gebräuchlichste postoperative Überwachungsverfahren freier Lappenplastiken. Die Ergebnisse der gesichteten Studien zeigen jedoch, dass neuere Verfahren die Fähigkeit besitzen eine Lappengefährdung frühzeitiger zu detektieren und das Lappenüberleben dadurch zu erhöhen. Das NIRS-Verfahren besitzt, gegenüber den anderen Methoden, die höchste Evidenz und stellt eine geeignete Alternative zum bisherigen Goldstandard dar.

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