Selected Publication:
Schober, M.
Oberflächliche Vancomycin Beschichtung von temporären
Zementspacern im Vergleich zu herkömmlichen Spacern bei zweizeitigem Knietotalendoprothesenwechsel –
eine retrospektive Datenanalyse
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Graz Medical University; 2018. pp. 74
[OPEN ACCESS]
FullText
- Authors Med Uni Graz:
- Advisor:
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Amerstorfer Florian Ludwig
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Glehr Mathias
- Altmetrics:
- Abstract:
- Hintergrund: Protheseninfektionen stellen eine schwerwiegende Komplikation nach Im-plantation von Knietotalendoprothesen dar. Durch die Zunahme der implantierten Ge-lenksendoprothesen in den letzten Jahrzehnten steigt auch die Inzidenz für Prothesenin-fekte. Der zweizeitige Wechsel mittels temporärer Zementspacerimplantation gilt bei chronischen Infektionen nach Knietotalendoprothesen Implantation als Goldstandard. Seit 3 Jahren wird an der Klinik für Orthopädie und Traumatologie in Graz ergänzend die oberflächliche Vancomycin-Beschichtung (SVC – Superficial Vancomycin Coating) von Knochenzement angewendet.
Ziel: Das Ziel dieser Arbeit ist es, temporäre Spacer mittels oberflächlicher Vancomycin Beschichtung mit konventionellen Spacern zu vergleichen und eine Analyse hinsichtlich (i) Infektsanierung, (ii) Nierenfunktionsparameter, (iii) Spacerkomplikationen sowie (iiii) lokale und systemische Vancomycinspiegel durchzuführen.
Methode: Es wurde eine retrospektive Kohortenstudie durchgeführt. Im Zeitraum von 01.01.2005 bis 31.05.2017 wurden an der Klinik für Orthopädie und Traumatologie Graz 128 Fälle mit einem persistierenden Spacerinfekte vorstellig. Um in weiterer Folge einen Vergleich durchführen zu können, wurden die Fälle in zwei Gruppen unterteilt (SVC-Gruppe und konventionelle Gruppe). Die Diagnose eines Infektes wurden anhand der EBJIS Kriterien gestellt.
Ergebnisse: Vergleicht man die beiden Gruppen miteinander, zeigen sich in der Superfi-cial Vancomycin Gruppe 3 (12%) und in der konventionellen Gruppe 29 (29%) Spacerin-fekte mit einem p-Wert von 0.080. Das relative Risiko beträgt 0.40. Der Kreatininanstieg gesamt lag bei -0.05 und hat eine Range von -1.7 bis 1.12 mg/dL. In der SVC Gruppe lag der Wert bei -0.07 mit einer Range von -1.3 bis 0.54 mg/dL und bei der konventionellen Gruppe -0.06 mg/dL und einer Range von -1.7 bis 1.2 mg/dL. Der p-Wert beträgt 0.909. Ein Spacerbruch kam insgesamt zweimal vor, jeweils einmal in jeder Gruppe. Sowohl bei den Spacerluxationen, als auch bei den Spacerfrakturen zeigte sich keine Signifikanz. Am ersten postoperativen Tag lag der Median der Serumkonzentration bei 2.2 µg/ml (Range <2.0 - 10.3), wohingegen am fünften postoperativen Tag ein Median von 2.1 µg/ml (Ran-ge <2.2 - 3.9) erreicht wurde. Der höchste Median von Vancomycin Konzentrationen in der Drainage war am ersten postoperativen Tag mit einem Wert von 437 µg/ml (Range 74 - 2200). Die Konzentration nahm mit den Tagen ab, am fünften postoperativen Tag lag der Median bei 113 µg/ml (Range 31 - 416).
Diskussion: Superficial Vancomycin Coating scheint das Risiko eines persistierenden Spacerinfektes im Vergleich zur herkömmlichen Methode zu senken. Hinsichtlich der Mechanischen Stabilität und Spacerbrüchen oder –luxationen konnte kein Unterschied zur herkömmlichen Methode gefunden werden. Durch das oberflächliche Einbringen von 2g Vancomycinpuder können hohe lokale und niedrige systemische Wirkspiegel von Vancomycin erreicht werden. SVC führt zu keinem signifikanten Anstieg des Kreatinins im Vergleich zu herkömmlichen Spacern. Eine prospektive, randomisierte Studie mit größerer Fallzahl wäre sinnvoll, um diese Ergebnisse zu sichern.