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Gewählte Publikation:

Holztrattner, L.
Retrospektive Evaluierung des Outcome von Patientinnen und Patienten der interdisziplinären Herzkonferenz betreffend verschiedener präoperativer und präinterventioneller Risiko-Scores
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Graz Medical University; 2018. pp. [OPEN ACCESS]
FullText

 

Autor*innen der Med Uni Graz:
Betreuer*innen:
Mächler Heinrich
Schmidt Albrecht
Altmetrics:

Abstract:
Hintergrund und Ziele Mit einer Prävalenz von 3% unter den über 75-jährigen ist die Aortenklappenstenose eine der häufigsten Erkrankungen im fortgeschrittenen Alter. Neben dem konventionellen chirurgischen Aortenklappenersatz hat sich das interventionelle Verfahren in den letzten Jahren stark weiterentwickelt und ist mittlerweile in der Routinebehandlung der Aortenklappenstenose fest verankert. Neben der Risikostratifizierung der Patientinnen und Patienten stellt nun auch die Indikationsstellung zum richtigen Verfahren eine Hürde in der Behandlung der Aortenklappenstenose dar. In dieser Arbeit wird das Outcome der gewählten Therapieverfahren im Hinblick auf die präinterventionellen Risikoscores evaluiert, um so die Indikationsstellung in der Therapie der Aortenklappenstenose zu erleichtern. Material und Methoden In der retrospektiven Studie wurden 592 Patientinnen und Patienten, welche von Jänner 2012 bis einschließlich Dezember 2014 in der interdisziplinären Herzkonferenz des Herzzentrums Graz vorstellig wurden, beobachtet. Davon sind 330 (55,74%) weiblich, das mittlere Alter beträgt 81 (55-94) Jahre, der mittlere EuroSCORE II aller Patientinnen und Patienten 5,14%. Das gesamte Patientenkollektiv wurde anhand des individuellen EuroSCORE II in drei unterschiedliche Risikogruppen betreffend der perioperativen Mortalität eingeteilt: niedriges Risiko (ES II < 4%; TAVI n=187; AKE n=86; Andere n=37), mittleres Risiko (ES II 4 – 8%; TAVI n=106; AKE n=37; Andere n=43) und hohes Risiko (ES II > 8%; TAVI n=61; AKE n=18; Andere n=17). Zu den Hauptzielgrößen zählen die 30-Tages- und die 1-Jahres-Mortalität. Nebenzielgrößen bilden die Komplikationen innerhalb der ersten dreißig Tage. Die Daten wurden mittels Microsoft Excel®-Datenbank und IBM SPSS Statistics 23® erfasst und ausgewertet. Ergebnisse Im Hinblick auf die 30-Tages-Mortalität (TAVI vs. AKE: niedriges Risiko: 5,4% vs. 3,5%, p>0,05; mittleres Risiko: 4,7% vs. 5,4%, p<0,05; hohes Risiko: 8,2% vs. 5,6%, p>0,05) und das Auftreten zerebrovaskulärer Ereignisse (TAVI vs. AKE: niedriges Risiko: 2,1% vs. 1,2%, p>0,05; mittleres Risiko: 2,8% vs. 2,7%, p>0,05; hohes Risiko: 3,3% vs. 0,0%, p>0,05) konnte in keiner der drei Risikogruppen ein signifikanter Unterschied beobachtet werden. Die Ein-Jahres-Mortalität zeigte in der Niedrig- und Intermediär-Risikogruppe keinen Unterschied, in der Hochrisikogruppe verstarben mehr Patientinnen und Patienten nach dem TAVI-Verfahren (TAVI vs. AKE: niedriges Risiko: 9,9% vs. 10,0%, p>0,05; mittleres Risiko: 11,1% vs. 11,4%, p>0,05; hohes Risiko: 20,4% vs. 5,9%, p>0,05). Punktionsprobleme (TAVI vs. AKE: niedriges Risiko: 9,1% vs. 0,0%, p=0,002; mittleres Risiko: 9,4% vs. 0,0%, p>0,05; hohes Risiko: 21,3% vs. 0,0%, p=0,03) als auch die Notwendigkeit eines permanenten Herzschrittmachers (TAVI vs. AKE: niedriges Risiko: 16,0% vs. 3,5%, p=0,002; mittleres Risiko: 15,1% vs. 10,8%, p>0,05; hohes Risiko: 19,7% vs. 11,1%, p>0,05) konnten signifikant häufiger nach interventionellem Klappenersatz erfasst werden. Im Gegensatz dazu traten nach chirurgischem Aortenklappenersatz häufiger Pleuraergüsse auf (TAVI vs. AKE: niedriges Risiko: 3,7% vs. 16,3%, p=0,001; mittleres Risiko: 4,7% vs. 10,8%, p>0,05; hohes Risiko: 3,3% vs. 5,6%, p>0,05). Schlussfolgerung Der interventionelle Aortenklappenersatz ist bei Patientinnen und Patienten mit hohem perioperativen Risiko, trotz der erhöhten Mortalität, eine gute Alternative zum chirurgischen Aortenklappenersatz. Bei Patientinnen und Patienten mit intermediärem Risiko sollte anhand einer genauen Risiko-Nutzen-Analyse in der interdisziplinären Herzkonferenz über die Indikationsstellung diskutiert werden. All jene Erkrankten mit niedrigem perioperativem Risiko und adäquater körperlicher Verfassung sollten primär einem chirurgischen Aortenklappenersatz zugeführt werden. Die Indikationsstellung zum interventionellen Verfahren scheint hier als nicht gerechtfertigt.

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