Gewählte Publikation:
Mollner, M.
Ketamin - vielseitiges Wundermittel oder unberechenbare Droge?
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Graz Medical University; 2018. pp.
[OPEN ACCESS]
FullText
- Autor*innen der Med Uni Graz:
- Betreuer*innen:
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Beubler Eckhard
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- Bei Ketamin handelt es sich um ein Medikament, welches sein Hauptanwendungsgebiet in der Analgesie und Anästhesie findet. Vorzugsweise kommt es in der Notfallmedizin im Rahmen von Kurznarkosen zum Einsatz. Hierbei ist unter anderem die Reposition von Frakturen und Luxationen sowie die Anwendung im Rahmen aufwendiger Bergemanöver zu nennen. Daneben wird Ketamin in der Pädiatrie häufig und erfolgreich eingesetzt.
Die Wirkung beruht neben diversen pharmakologischen Angriffspunkten in erster Linie auf einen NMDA-Rezeptorantagonismus und führt in entsprechender Dosis zu einer dissoziativen Anästhesie, bei welcher die Schutzreflexe weitgehend erhalten bleiben. Aufgrund seiner psychotropen Wirkkomponente ist die Substanz jedoch auch im Drogenmilieu verbreitet.
Ketamin unterscheidet sich von herkömmlichen Anästhetika insbesondere auch durch die geringe Beeinflussung des Herz-Kreislaufsystems sowie der kaum ausgeprägten Beeinträchtigung der Atmung.
Relativ neue Forschungsansätze konzentrieren sich auch auf die Behandlung von akuten Erkrankungen aus dem depressiven Formenkreis einschließlich der Suizidalität und liefern diesbezüglich vielversprechende Ergebnisse.
Obwohl Ketamin seit Jahren erfolgreich eingesetzt wird und über ein breites Anwendungsspektrum verfügt, existieren nach wie vor Unsicherheiten und Skepsis in Bezug auf die Anwendung. Dies ist unter anderem in den psychedelischen Nebenwirkungen begründet, welche durch Benzodiazepin-Ko-Verabreichung in den überwiegenden Fällen zwar suffizient eingedämmt werden können, aber dennoch nach wie vor gefürchtet sind und oft als kaum berechenbar eingeschätzt werden.
Auch die bisher nicht gänzlich erschlossenen pharmakologischen Wirkmechanismen bewirken Unsicherheit.
Lösungsansätze bestehen neben der notwendigen weiteren Forschungsarbeit auch in intensiverer Anwenderschulung, um durch vermehrte Routine die Scheu vor dem Medikament zu nehmen und um durch häufigeren Einsatz ein objektiveres Nebenwirkungsprofil erstellen zu können.