Gewählte Publikation:
Rutzinger, A.
Fertilitätsprotektion bei der Frau
Kryokonservierung von Ovarialgewebe
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Graz Medical University; 2017. pp. 58
[OPEN ACCESS]
FullText
- Autor*innen der Med Uni Graz:
- Betreuer*innen:
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Schöll Wolfgang
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Wölfler Monika Martina
- Altmetrics:
- Abstract:
- Einleitung: Eine zunehmende Zahl an Patienten ist bereits während der reproduktiven Lebensphase mit einer gonadotoxischen Therapie für maligne oder andere Erkrankungen konfrontiert. Die Konservierung von Spermien ist ein seit Jahrzehnten etabliertes Verfahren, bei Frauen existieren erst seit wenigen Jahren effektive Techniken zur Fertilitätsprotektion. Eine dieser Techniken ist die Kryokonservierung von Ovarialgewebe. Das Gewebe kann nach Abschluss der gonadotoxischen Behandlung und des rezidiv-freien Intervalls bei Ovarialinsuffizienz re-transplantiert werden. Mit dem Ziel, die endokrine Funktion der Frau wiederherzustellen und bei Kinderwunsch auch die Möglichkeit für Reproduktion wiederzuerlangen.
Methodik: Die Daten von Frauen, bei denen im Zeitraum von Mai 2012 bis Mai 2016 eine Entnahme von Ovarialgewebe zur Kryokonservierung per Laparoskopie erfolgte, wurden erhoben und ausgewertet. Bei allen Patientinnen erfolgte eine Biopsie zur histologischen Untersuchung und zum Ausschluss von Kontamination der Ovarien mit malignen Zellen.
Ergebnis: Die Entnahme und Kryokonservierung von Ovarialgewebe erfolgte bisher bei 37 Frauen auf unkomplizierte Weise. Die Frauen waren im Durchschnitt 26 Jahre alt (Range: 16-42 Jahre). Der durchschnittliche Anti-Müller Hormon (AMH)-Wert betrug 4,99 ng/ml (SD 3,84, Range 0,36-18,3 ng/ml). Bei 31 Frauen (83,8%) stellte eine onkologische Grunderkrankung die Indikation für die Durchführung einer Kryokonservierung von Ovarialgewebe dar: Hodgkin Lymphom (14; 37,8%), Mammakarzinom (11; 29,7%), Osteosarkom (2; 5,4%), Kolonkarzinom (1; 2,7%), Rektumkarzinom (1; 2,7%), Cervixkarzinom (1; 2,7%) und Plattenepithelkarzinom der Zunge (1; 2,7%). Bei 6 weiteren Frauen (16,2%) wurde die Kryokonservierung von Ovarialgewebe wegen nicht-onkologischer Grunderkrankungen wie Lupus-Nephritis (2), IgA Nephropathie (1), Niereninsuffizienz (Good Pasture Syndrom) (1), Susac Syndrom (1) und Leukodystrophie (1) durchgeführt. Ende 2015 erfolgte die erste autologe Re-Transplantation von kryokonservierten Ovarialgewebe in die rechte Fossa ovarica bei einer 38-jährigen Frau mit M. Hodgkin. Das Anwachsen des Gewebes konnte durch beginnende hormonelle Aktivität nachgewiesen werden.
Conclusio: Erste Ergebnisse zeigen, dass die Kryokonservierung von Ovarialgewebe eine sichere Methode für die Fertilitätsprotektion bei der Frau ist. Interessanterweise stellte in 16% der Fälle eine nicht-onkologische Grunderkrankung die Indikation zur Kryokonservierung von Ovarialgewebe dar. Langzeitergebnisse zur ersten Re-Transplantation liegen momentan noch nicht vor, Ergebnisse aus anderen Zentren innerhalb des FertiPROTEKT Netzwerkes sind jedoch vielversprechend.