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Gewählte Publikation:

Prötsch, J.
Hormonelle Störungen nach schweren Schädel-Hirn-Traumen
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Graz Medical University; 2017. pp. 79 [OPEN ACCESS]
FullText

 

Autor*innen der Med Uni Graz:
Betreuer*innen:
Unger Frank
Altmetrics:

Abstract:
Hintergrund: Ein schweres Schädel-Hirn-Trauma (SHT) führt häufig zu einer posttraumatischen Hypophysendysfunktion. Es gibt derzeit weder eine eindeutige Häufigkeitsangabe, noch ein einheitliches Screening-Verfahren anhand prädiktiver Faktoren. Ziel dieser Arbeit war die Ermittlung der Häufigkeit dieser hormonellen Störungen. Zusätzlich wurden potentielle prädiktive Faktoren eruiert. Methoden: Retrospektiv wurden 51 PatientInnen rekrutiert, welche im Zeitraum von 2010 bis 2016 an der Universitätsklinik für Neurochirurgie des LKH-Univ. Klinikum Graz aufgrund eines schweren SHT hospitalisiert wurden. Ausgewertet wurden der Schweregrad des Traumas (Glasgow Coma Score (GCS)), der Hormonstatus, die Hormonsubstitution und der Entlassungsstatus (Glasgow Outcome Score (GOS)). Die statistische Analyse erfolgte mittels deskriptiver Statistik, Chi-Quadrat-Tests und der Rangkorrelation nach Spearman. Ergebnisse: In der akuten Phase nach einem schweren SHT zeigten 49/51 PatientInnen (96,1 %) hormonelle Veränderungen. Folgende Defizite wurden gefunden: Bei 39/44 PatientInnen (88,6 %) zeigte sich ein Defizit an Gesamttestosteron, bei 12/18 PatientInnen (66,7 %) an freiem Testosteron, bei 32/49 PatientInnen (65,3 %) an ACTH, bei 19/48 PatientInnen (39,6 %) an Cortisol, bei 23/51 PatientInnen (45,1 %) an fT3, bei 6/51 PatientInnen (11,8 %) an fT4 und bei 5/51 PatientInnen (9,8 %) an TSH. 32/37 PatientInnen (86,5 %) zeigten ein Defizit an Vitamin D3. Ein signifikanter Zusammenhang wurde zwischen einem niedrigen GCS (3 – 5) und einem posttraumatischen Defizit an Gesamttestosteron (p = 0,031) und freiem Testosteron (p = 0,045) eruiert. Zwischen einer längeren Intensivliegedauer (über 31 Tage) und der Entwicklung eines TSH-Defizits wurde ebenfalls ein signifikanter Zusammenhang beobachtet (p = 0,028). 32/51 PatientInnen (62,7 %) benötigten eine Substitutionstherapie. Conclusio: Eine posttraumatische Hypophysendysfunktion tritt mit großer Wahr-scheinlichkeit nach einem schweren SHT auf. Ausmaß und Dauer einer medikamentösen Substitution sind noch nicht klar definierbar. Zur Identifikation eindeutig prädiktiver Faktoren bedarf es weiterer Untersuchungen.

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