Gewählte Publikation:
Musshauser, M.
Geschichte der Pathologie in der Steiermark - Nationalsozialismus 1942
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] 5; 2017. pp.
[OPEN ACCESS]
FullText
- Autor*innen der Med Uni Graz:
- Betreuer*innen:
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Aigelsreiter Ariane
- Altmetrics:
- Abstract:
- Die Pathologie der Universitätsklinik Graz war über viele Jahrzehnte das einzige Institut in der gesamten Steiermark, das Obduktionen durchgeführt hat, weshalb die archivierten Obduktionsprotokolle einen relevanten Rückschluss auf Verteilung von Grunderkrankungen und Todesursachen, sowie deren Vergleich über verschiedene Zeiträume, zulassen. Da bis dato zu diesem Thema kaum Literatur vorhanden ist, ist die Fragestellung hinsichtlich der epidemiologischen Veränderungen besonders interessant. In dieser retrospektiven Vergleichsstudie wurden 1605 Frauen und Männer, welche im Jahr 1942 an der Pathologie der Universitätsklinik Graz obduziert wurden, mit 1765 Obduktionen aus den Jahren 2004-2006 verglichen. Ausgeschlossen von der Studie waren Kinder unter 14 Jahren und Obduktionen, welche an die Gerichtsmedizin oder die Anatomie überstellt wurden. Als Hauptzielgrößen wurden das Alter, das Geschlecht, der Habitus, das Grundleiden sowie die Todesursache festgelegt. Im Fokus der Studie standen im Speziellen das Auftreten und die Häufigkeit von entzündlichen bzw. infektiösen Erkrankungen, kardiovaskulären Erkrankungen, Neoplasien, Tuberkulose und Leberzirrhose. Es konnte festgestellt werden, dass im Jahr 1942 entzündliche und infektiöse Erkrankungen am häufigsten zum Tod führten. Demgegenüber standen im Vergleichszeitraum von 2004-2006 kardiovaskuläre Ursachen an erster Stelle. Weiters konnte gezeigt werden, dass die Tuberkulose als Todesursache in den Jahren 2004-2006 kaum mehr eine Rolle spielte. Auch eine Veränderung des Habitus wurde ersichtlich. So wiesen 1942 deutlich mehr Patientinnen/Patienten einen kachektischen Habitus auf, als in den verglichenen späteren Jahren. Eine positive Entwicklung konnte man hinsichtlich des Sterbealters verzeichnen. 1942 lag das durchschnittliche Sterbealter bei 54 Jahren, in den Jahren 2004-2006 stieg das Alter auf 71 Jahre an. Zusammenfassend ist zu bemerken, dass sich nicht nur die Todesursachen, sondern auch der Habitus, sowie das Sterbealter weitreichend gewandelt haben.