Gewählte Publikation:
Katsoulis, S.
Vergleich psychiatrischer Ausbildung und PatientInnenversorgung in Norwegen und Österreich anhand von Literaturrecherche und ExpertInneninterviews
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Graz Medical University; 2017. pp.
[OPEN ACCESS]
FullText
- Autor*innen der Med Uni Graz:
- Betreuer*innen:
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Fellendorf Frederike
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Reininghaus Eva
- Altmetrics:
- Abstract:
- Grundlagen: Die Staaten Österreich und Norwegen unterscheiden sich in den Bereichen der Bevölkerungsdichte und dem BIP stark voneinander. Auch die Gesundheitssysteme sind verschieden aufgebaut. Dieser Umstand resultiert in weiterer Folge in einer unterschiedlichen Herangehensweise an den stetig in beiden Ländern steigenden Bedarf an Versorgungsmöglichkeiten im Fachbereich Psychiatrie. Die Ausbildungswege zum Facharzt/der Fachärztin für Psychiatrie gestalten sich in ihrer Grundstruktur ähnlich, die Spezialisierung erfreut sich hingegen wesentlich höherer Beliebtheit in Norwegen. In dieser Arbeit wird versucht Stärken und Schwächen beider Länder im Bereich Psychiatrie aufzuzeigen und mögliche Lösungsvorschläge zu bieten.
Methoden: Die Grundlagen der Gesundheitssysteme und aktuelle Zahlen zur PatientInnenversorgung sowie der Aufbau der Ausbildung für PsychiaterInnen wurden in einer systematischen Literaturrecherche ermittelt. In ExpertInneninterviews mit ÄrztInnen unterschiedlicher Ausbildungsstufen im Fachbereich Psychiatrie aus Österreich und Norwegen (n=12) wurden jeweils vor Ort deren Erleben und die Zufriedenheit mit Studium, Facharztausbildung, Arbeitsverhältnissen und PatientInnengut erfragt. Die Auswertung erfolgte deskriptiv beziehungsweise mittels non-parametrischer Tests in SPSS.
Ergebnisse: Es zeigten sich für Norwegen in den Kategorien Schichtdienstdauer, Zufriedenheit mit verfügbarer Freizeit, finanziellen Förderungen für Forschung und Kongresse, Gehalt, Möglichkeiten Kongresse zu besuchen und Menge an Fortbildungen signifikant bessere Ergebnisse. Hinzu kamen mehr finanzielle Förderungen für die Psychotherapieausbildung zum Zeitpunkt der Absolvierung sowie deren fixe Integration in die Arbeitszeit. Außerdem wurde die Angemessenheit der Liegedauer von PatientInnen von den norwegischen Befragten öfter für angemessen gehalten als von ihren österreichischen KollegInnen.
Diskussion: In den PatientInneninterviews wurden teilweise subjektiv bessere Arbeitsbedingungen im Fachgebiet Psychiatrie in Norwegen im Vergleich zu Österreich aufgezeigt. Die kleine Stichprobengröße der Interviews führt als Limitation dieser Arbeit zu einer Schwächung der Aussagekraft der Ergebnisse. Dennoch werden in Zusammenschau mit der Literatur durch sie bestimmte Problempunkte deutlich. Mehr finanzielle Förderungen für Forschung und Weiterbildung würden möglicherweise die Attraktivität der Fachrichtung Psychiatrie für JungärztInnen steigern und gleichzeitig die Durchführung wissenschaftlicher Arbeit auf diesem Gebiet erhöhen. Durch Stärkung der Primärversorgung könnten durch frühere Diagnostik und Behandlung psychischer Leiden Kosten langfristig gesenkt werden und durch eine Verbesserung der Organisationsstruktur des Gesundheitssystems wäre es möglich eine bessere Verteilung der Anbieter zu erreichen und somit eine homogene Versorgung zu gewährleisten. Zuletzt sollte auch die Stigmatisierung psychiatrischer Leiden in der Bevölkerung bekämpft und das Bewusstsein für deren Ernsthaftigkeit gefördert werden.