Gewählte Publikation:
Orlob, S.
Berechnung des Herzzeitvolumens über die CO²-Elimination
Eine Pilotstudie mittels einer historischen Fallserie
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Graz Medical University; 2017. pp. 63
[OPEN ACCESS]
FullText
- Autor*innen der Med Uni Graz:
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Orlob Simon
- Betreuer*innen:
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Gemes Geza
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Toller Wolfgang
- Altmetrics:
- Abstract:
- Einleitung.
Eine zentrale Größe der Intensivmedizin ist das Herzzeitvolumen (HZV). Die genaue Messung des HZV ist aufwendig und auf hochinvasive Verfahren angewiesen. Als Goldstandard gilt das „Fick’sche Prinzip“, bei dem über die Sauerstoffaufnahme das HZV als pulmonaler Blutfluss berechnet wird (O2-Fick). Dazu wird der Quotienten aus Menge des aufgenommenen Sauerstoffs und dem Gehaltsgradienten im Blut gebildet. Dieses Verfahren lässt sich auf die Kohlenstoffdioxidabgabe übertragen (engl. „modified cabon dioxide Fick“, kurz: CO2-Fick).
Die Bestimmung der hierzu erforderlichen Parameter ist allerdings mit erheblichen technischen Schwierigkeiten behaftet, sodass die Methode für die tägliche Praxis kaum brauchbar ist.
Lösung könnte ein mathematisches Modell von Ivo Giovannini bieten, bei dem, basierend auf einer arteriellen und einer venösen Blutgasprobe der veno-arterielle CO2-Gehaltsgradient (v-aDCO2) simuliert wird.
Ziel dieser Diplomarbeit war es, unter Zuhilfenahme dieser Methode das HZV basierend auf der CO2-Elimination zu ermitteln und in der klinischen Praxis, bei kritisch-kranken PatientInnen gegen ein etabliertes, thermodilutorisches Verfahren (HZV-TD) zu testen.
Material und Methoden.
In einer retrospektiven Analyse von kontrolliert beatmeten PatientInnen mit HZV-TD, Messung der CO2-Elimination (VCO2) und zeitgleicher arterieller und venöser Blutgasbestimmung wurde das HZV nach CO2-Fick kalkuliert und den thermodilutorisch gemessenen Werten gegenübergestellt.
Ergebnisse.
Eine historische Fallserie von 8 PatientInnen, mit 14 HZV-Messungen und VCO2 Messung sowie 19 zeitgleich abgenommenen Blutgaspaaren (arterielle und venöse Blutgasabnahme) wurden untersucht. Die HZV-Messungen erfolgten entweder über einen Swan-Ganz- oder einen PiCCO-Katheter. Bei allen Messungen wurden zentralvenöse Blutgase abgenommen, bei vier der Messungen wurden zusätzlich auch gemischtvenöse Blutgase abgenommen.
Für CO2-Fick basierend auf zentralvenösen Blutgasen, die im Zentrallabor analysiert wurden ergab sich eine mäßige, jedoch signifikante Korrelation mit der Standardmethode, bei Ausschluss von PatientInnen mit einer Azidose war dieser Zusammenhang (bei kleiner Fallzahl) sehr stark. Für die Differenz der Messungen und den arteriellen pH-Wert ergab sich ein starker, linearer Zusammenhang.
CO2-Fick basierend auf gemischtvenösen Blutgasen wich vom HZV-TD um 0,57 L/min (SD=1,23) und bei zentralvenösen um 0,16 L/min (SD=0,26) ab (n=4; n.s.).
Schlussfolgerung.
Es ist möglich das Herzzeitvolumen basierend auf zentralvenösen und arteriellen Blutgasen aus der gemessenen CO2-Elimination zu kalkulieren, wenn keine Azidose vorliegt. Möglicherweise lässt sich das mathematische Modell für Abweichungen des Säure-Basenhaushaltes korrigieren.
Meines Wissens nach handelt es sich bei dieser Untersuchung um die erstmalige Anwendung der mathematischen Simulation von Giovannini zur Berechnung von CO2-Fick, insbesondere bei kritisch-kranken PatientInnen.