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Muster, A.
Auswirkung von Luftqualität bzw. Schneefall auf die Myokardinfarktinzidenz
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Graz Medical University; 2017. pp. 61
[OPEN ACCESS]
FullText
- Autor*innen der Med Uni Graz:
- Betreuer*innen:
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von Lewinski Dirk
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- Abstract:
- Es ist aus einer bereits großen Anzahl von Studien bekannt, dass feste Luftschadstoffe wie Feinstaub aber auch gasförmige Schadstoffe einen Einfluss auf das kardiovaskuläre Risiko haben. Zusätzlich sind meteorologische Veränderungen wie Temperatur oder Niederschlag mit einer Häufung von kardiologischen Diagnosen im Sinne des akuten Koronarsyndroms beschrieben worden. Die durch Schneefall bedingte körperliche Arbeit des Schippens könnte außerdem eine weitere Rolle spielen. Im Rahmen dieser Diplomarbeit wurden zwei Studien durchgefu¨hrt welche die eventuellen Zusammenhänge untersucht und analysiert haben. Ein positives Ergebnis könnte Erleichterung bei zuku¨nftiger Prognosestellung und Personalplanung mit sich bringen.
In beiden retrospektiven Analysen wurde mit denselben Patientendaten gerechnet. Eingeschlossen wurden alle Patientinnen und Patienten welche sich im Zeitraum von 2007 bis 2015 im Universitätsklinikum Graz oder dem LKH Graz Su¨d-West Standort West einer Herzkatheteruntersuchung unterzogen haben. Einschlussdiagnosen waren ACS, MI, STEMI und NSTEMI. Es wurden die Inzidenzen an Tagen unter bestimmten Grenzwerten mit den Inzidenzen an Tagen u¨ber diesen Grenzwerten verglichen. Die Konzentrationen der einzelnen Luftschadstoffe wurden an verschiedenen Messstationen in Graz aufgezeichnet. Die Wetterdaten stammen von einer einzigen Messstation im Gebiet der Universität Graz.
Im gesamten Zeitraum hatten 18075 Patientinnen und Patienten eine Herzkatherteruntersuchung. 88,6% davon bekamen die Diagnose MI. Männer waren in allen Subgruppen häufiger betroffen. Sowohl fu¨r PM10 als auch fu¨r erhöhte PM2,5-Konzentrationen konnte eine signifikant höhere Inzidenz fu¨r ACS und MI gezeigt werden (p<0,001, p=0,001). Auch die gasförmigen Schadstoffe SO2 (p=0,001; p=0,015), CO (p<0,001; p=0,001), NO (p=0,001; p=0,004) und NO2 (p=0,001; p=0,001) zeigten mit ACS und MI eine positive Korrelation. Zusätzlich konnte eine negative Korrelation zwischen PM10 oder PM2,5 und O3 gezeigt werden. Die Wetteranalysen zeigten bis auf eine Häufung von ACS bei Niederschlag >100ml (p=0,047) und ein höheres ACS-Risiko bei Temperaturschwankungen >2xSD u¨ber dem Mittelwert keine signifikanten Zusammenhänge.
Zusammenfassend hat die Analyse bezu¨glich der Luftschadstoffe eine Vielzahl signifikanter Ergebnisse erbracht, während Wetteranalysen nur sehr geringe Assoziationen von Wetter und akuten Koronarsyndromen aufzeigten. Es zeigt sich, dass alle berechneten Luftschadstoffe aber vor allem PM10 und PM2,5 eine signifikante Steigerung der ACS, MI und teilweise auch STEMI-Inzidenzen bewirkt. Mögliche Mechanismen sind dabei Auswirkungen auf das Blutgerinnungssystem, auf den Gefäßtonus oder die Freisetzung von Entzu¨ndungsmediatoren. Im Rahmen jeder dieser Veränderungen kann es zu einem erhöhten Stress und damit verbunden zu einer erhöhten Wahrscheinlichkeit der Plaqueruptur oder Bildung eines Thrombus kommen.