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Librizzi, R.
Metabolische Parameter bei PatientInnen mit Hyperprolaktinämie: eine retrospektive Studie
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Graz Medical University; 2017. pp.
[OPEN ACCESS]
FullText
- Autor*innen der Med Uni Graz:
- Betreuer*innen:
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Obermayer-Pietsch Barbara
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Theiler-Schwetz Verena
- Altmetrics:
- Abstract:
- Einleitung: Das Prolaktinom ist die primäre und gleichzeitig auch häufigste Ursache einer Hyperprolaktinämie. Es macht rund 40 % aller Hormon-produzierenden Hypophysenadenome aus. Behandelt wird das Prolaktinom primär medikamentös mit Dopamin-Agonisten (DA). Nach den Empfehlungen der „Endocrine Society“ ist Cabergolin das Medikament der Wahl, da es erhöhte Prolaktinwerte in den Normbereich senkt, zu einer Schrumpfung des Tumors führt und somit die mit dem Prolaktinom einhergehenden Symptome und Beschwerden behebt. Neben den klassischen Symptomen einer Hyperprolaktinämie im Rahmen eines Hypogonadismus, haben neuere Studien nun gezeigt, dass Prolaktinom-PatientInnen im Vergleich zu gesunden Kontrollgruppen gehäuft abnorme metabolische Parameter aufweisen. Die Behandlung des Prolaktinoms mit einem DA führte, zusätzlich zur Normalisierung der Prolaktinkonzentration und somit Wiederherstellung der Gonadenfunktion, zu einer Verbesserung der metabolischen Parameter. Die Ergebnisse sind jedoch spärlich und uneinheitlich. Das Ziel dieser Arbeit war es, Lipid- und Glukoseparameter bei PatientInnen mit Prolaktinom-bedingter Hyperprolaktinämie vor und nach Behandlung zu vergleichen.
Methoden: Für diese retrospektive Datenanalyse wurden 55 PatientInnen mit Mikro- und Makroprolaktinom inkludiert, die von Januar 2004 bis April 2014 in der Ambulanz der klinischen Abteilung für Endokrinologie und Diabetologie der Universitätsklinik für Innere Medizin der Medizinischen Universität Graz erstmalig vorstellig geworden waren. Es wurden die metabolischen Parameter – Gesamt-, LDL-, HDL-Cholesterin, Triglyzeride, Nüchtern-Glukose, Hb1Ac und der BMI – dieser PatientInnen zum Zeitpunkt der Erstdiagnose (unbehandelte Hyperprolaktinämie) und nach erstmalig dokumentierter Normalisierung der Prolaktinwerte unter der Cabergolin-Therapie (Follow-up) erhoben und miteinander verglichen.
Ergebnisse: Eine Normalisierung der Prolaktinwerte konnte im Schnitt nach 9 Monaten Cabergolin (Median 0,5 mg pro Woche) erzielt werden. Das Prolaktin sank dabei signifikant von im Median 220,60 ng/ ml (IQR 82,40-898,60) auf 11,20 ng/ ml (IQR 3,40-18,60; p < 0,001). Unter der Therapie kam es ebenfalls zu einer signifikanten Senkung des Gesamtcholesterins von 191 mg/ dl (IQR 168,00-242,00) auf 181 mg/ dl (IQR 163,00-215,00; p < 0,001) und des LDL-Cholesterins von 121,73 mg/ dl (SD ± 40,68) auf 109,71 mg/ dl (SD ± 37,14; p < 0,002). Des Weiteren kam es zu einer signifikanten Zunahme der Östradiolwerte bei den Frauen von 20,00 pg/ ml (IQR 12,78-29,20) auf 40,80 pg/ ml (IQR 20,00-89,08; p = 0,002) und der Gesamttestosteronwerte (TT) bei den Männern von 1,83 ng/ ml (IQR 1,48-2,58) auf 2,27 ng/ ml (IQR 1,78-4,29; p = 0,012). Mittels multipler Regressionsanalyse wurde untersucht, ob die Konzentrationsänderungen in den Prolaktinwerten und in den Sexualhormonen (unabhängige Variable) verantwortlich sind für die Konzentrationsänderungen im Gesamt- und LDL-Cholesterin. In der Regressionsanalyse zeigte sich kein signifikanter Zusammenhang.
Conclusio: Zusammenfassend konnte nach 9 Monaten Cabergolin-Therapie und erzielter Normoprolaktinämie eine signifikante Verbesserung des Gesamt- und LDL-Cholesterins beobachtet werden, jedoch keine Veränderung im Glukosestoffwechsel und im BMI. Eine Therapie über einen längeren Zeitraum könnte möglicherweise zu einer Verbesserung aller metabolischen Parameter führen. Durch das retrospektive Studiendesign lässt sich keine Aussage über die Ursache für diese Veränderungen treffen. Um die Zusammenhänge besser verstehen zu können, fehlen bis dato randomisiert-kontrollierte prospektive Studien an größeren PatientInnenkollektiven.