Selected Publication:
Nasimzadah, A.
Heterogenität der Diagnostik und des klinischen Spektrums des adulten Morbus Pompe
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Graz Medical University; 2017. pp.
[OPEN ACCESS]
FullText
- Authors Med Uni Graz:
- Advisor:
-
Seifert-Held Thomas
- Altmetrics:
- Abstract:
- Hintergrund und Zielsetzung:
Die lysosomale Glykogenspeichererkrankung Typ II/ Morbus Pompe ist eine seltene autosomal-rezessive metabolische Myopathie. Die Krankheitsdynamik ist durch einen chronisch progredienten Verlauf charakterisiert. Ursache ist eine Mutation im GAA-Gen, welches zu einem Mangel bzw. einer erniedrigten Aktivität der sauren Maltase (a- Glucosidase) führt. Der resultierende Enzymmangel führt in verschiedenen stoffwechsel- aktiven Organsystemen zur abnormen Akkumulation von Glykogen intra- und extralyso- somal, insbesondere in der Skelett- und Herzmuskulatur sowie der Leber. Es gibt drei unterschiedliche klinische Verlaufsformen, die infantile, die juvenile und die adulte Form. Ziel dieser Arbeit ist es, mittels Literaturrecherche die klinische Heterogenität, den ggw. diagnostischen Standard und aktuelle Therapiemöglichkeiten des adulten Morbus Pompe herauszuarbeiten.
Material und Methoden:
Insgesamt wurden 147 wissenschaftliche Publikationen aus der Pubmed-Datenbank für die Realisierung dieser Arbeit berücksichtigt. Vor allem wurden Guidelines und Reviews sowie Ergebnisse von großen multizentrischen und randomisierten prospektiven Studien berücksichtigt.
Ergebnisse:
Die adulte Form des Morbus Pompe ist im Gegensatz zur infantilen und juvenilen Form wesentlich milder ausgeprägt mit einem langsamen chronisch-progredienten Verlauf über Jahre. Im Vordergrund steht eine Schwäche der rumpfnahen Muskelgruppen unter Einbeziehung der Schulter- und Beckengürtelmuskulatur sowie der Atemhilfsmuskulatur. In 20-30% der Fälle können auch atypische Symptome wie Ptosis, bulbäre Symptome oder Skelettdeformitäten objektiviert werden. In 30-35% der Fälle können die Patientin- nen/Patienten zum Zeitpunkt der Diagnosestellung bis auf eine isolierte HyperCkämie vollständig asymptomatisch sein. Die ersten Symptome treten in der Regel in der 2. Lebensdekade auf. Die Diagnose wird in der Mehrheit der Fälle mit einer zeitlichen Latenz von 7-9 Jahren nach Auftreten der ersten Symptome gestellt. Im fortgeschritten Stadium bestehen hochgradige Paresen der axialen- und proximalen Stammmuskulatur, die zum Verlust der Gehfähigkeit führen können. Zudem stellt sich bei zwei Drittel der Patientinnen/Patienten im Verlauf der Krankheit eine ventilatorische Insuffizienz ein. Für die Enzymersatztherapie (EET) gibt es nach wie vor keine einheitlichen internationalen Leitlinien. Konsens ist, dass nur symptomatische Patientinnen/Patienten behandelt werden, die schon funktionell beeinträchtigt sind. Im fortgeschrittenen Stadium mit Rollstuhlpflich- tigkeit und permanenter Beatmungspflichtigkeit wird keine EET empfohlen. In dieser Phase stehen symptomspeifische Therapien, Hilfsmittelversorgung und Beatmungsma- nagement im Vordergrund. Unter der EET sind regelmäßige und engmaschige klinisch- neurologische und funktionelle Untersuchungen zur Evaluierung des Therapieerfolges notwendig.
Schlussfolgerung:
Da mit der Enzymersatztherapie eine kausale Behandlung zu Verfügung steht, mit deren Hilfe der klinische Verlauf stabilisiert werden kann, ist eine frühe Diagnostik der Erkrankung von großer Bedeutung.