Gewählte Publikation:
Dollensky, B.
Geriatrische Patienten auf der Intensivstation, eine retrospektive, explorative Analyse
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Graz Medical University; 2017. pp.
[OPEN ACCESS]
FullText
- Autor*innen der Med Uni Graz:
- Betreuer*innen:
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Eller Philipp
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- Abstract:
- Einleitung: In der Gesamtbevölkerung wie auch auf Intensivstationen wurde in den letzten Jahren wiederholt eine Zunahme des Anteils älterer PatientInnen beschrieben. Ziel dieser retrospektiven Studie ist es, die diesbezügliche Entwicklung auf den Intensivstationen der Universitätsklinik für Innere Medizin des LKH Graz zu erfassen.
Methoden: Es wurden alle PatientInnen erfasst, die von Jänner 2007 bis Dezember 2016 auf der Medizin Intensivstation des LKH Univ.-Klinikum Graz stationär aufgenommen und behandelt wurden. Es folgte eine Aufteilung in zwei Kohorten: geriatrische PatientInnen (>80 Jahre) und 18 – 79-jährige PatientInnen. Altersverteilung, Genderaspekte, Aufenthaltsdauer, Art der Zuweisung, Hauptdiagnosegruppen und ICU Mortalität wurden mittels deskriptiver Statistik erfasst und zwischen den Altersgruppen verglichen. Für die Jahre 2010 und 2015 wurden für die geriatrische Kohorte zusätzlich zur ICU Mortalität auch Krankenhausmortalität und 1-Jahresmortalität erhoben. Der SAPS 3 Score wurde für geriatrische PatientInnen für das Jahr 2015 erfasst.
Ergebnisse: Im Studienzeitraum wurden insgesamt 14827 PatientInnen auf der Medizin Intensivstation des LKH Graz aufgenommen. Das jährliche PatientInnenaufkommen stieg im Studienzeitraum um 29%. Der Anteil der geriatrischen PatientInnen erhöhte sich von 16,5% auf 20,5%. Die Geschlechterverteilung zeigte in der jüngeren Kohorte einen Überhang der Männer (67,2%), während männliche Patienten in der geriatrischen Kohorte nur 42% ausmachten. Die mediane Aufenthaltsdauer zeigte keine altersabhängigen Unterschiede. Die ICU-Mortalität geriatrischer PatientInnen sank im Beobachtungszeitraum von 17,7% auf 9,9%. In den letzten Jahren konnte kein Unterschied zwischen den Alterskohorten in Bezug auf die ICU Mortalität mehr ausgemacht werden. Mehrfach aufgenommen wurden auf der Allgemeinen Intensivstation 4% der geriatrischen und 7% der jüngeren PatientInnen. Auf der Kardiologischen Intensivstation waren es 7% in der geriatrischen und 5% in der jüngeren Kohorte. Die Mortalität dieser PatientInnen mit Drehtüreffekt unterschied sich nicht wesentlich von der Gesamtmortalität. Kardiovaskuläre Erkrankungen waren in beiden Kohorten der häufigste Grund für eine Aufnahme auf die Intensivstation. Die Art der Zuweisung zeigte keine altersabhängigen Unterschiede: in beiden Kohorten wurden 2/3 der PatientInnen von Normalstationen auf die Intensivstation verlegt. So wie die ICU Mortalität sank auch die relative 1-Jahresmortalität der sehr alten PatientInnen im 5-Jahresintervall von 2010 bis 2015.
Schlussfolgerung: Zusammenfassend wurden im Rahmen dieser Studie gezeigt, dass der Anteil an geriatrischen PatientInnen auf der Medizin Intensivstation an der Univ.-Klinik für Innere Medizin des LKH Graz in absoluten Zahlen und relativen Anteilen in den Jahren von 2007-2016 deutlich zunahm. Hohes Alter ging zumindest in den letzten Jahren nicht mit einer signifikant höheren ICU Mortalität einher. Daher sollte das alter per se kein Grund dafür sein, akut geriatrischen PatientInnen eine intensivmedizinische Therapie vorzuenthalten.