Gewählte Publikation:
Pock, M.
Notarztrettungsdienst - Denken und Arbeiten in Prozessen
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Graz Medical University; 2017. pp.
[OPEN ACCESS]
FullText
- Autor*innen der Med Uni Graz:
- Betreuer*innen:
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Kainz Johann
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Prause Gerhard
- Altmetrics:
- Abstract:
- Einleitung: Die präklinische Notfallmedizin zählt zu den anspruchsvollsten Teildisziplinen der Medizin. Im innerklinischen Setting sind Prozess-, Qualitäts- und Risikomanagement wichtige Bestandteile des Ablaufes. Präklinisch finden diese nur teilweise in Form von spezifischen Handlungsanweisungen Anwendung. Jedoch fehlen Perspektiven, die den gesamten prähospitalen Notfallprozess unabhängig vom Krankheitsbild darstellen. Die Arbeit gibt einen Überblick über den Ist-Zustand sowie die Ausbildungen des Personals der deutschsprachigen Länder im Notarztrettungsdienst. Häufig angewandte etablierte Handlungsempfehlungen im innerklinischen und präklinischen Setting werden auf ihre Umsetzbarkeit in der Präklinik analysiert. Mithilfe der Methoden des Prozess-, Qualitäts- und Risikomanagements wird versucht, einen allgemein gültigen Prozess für die prähospitale Notfallmedizin zu formulieren, um dadurch eine qualitativ hochwertige Versorgung bei gleichzeitiger Risikominimierung zu schaffen.
Methoden: Die Arbeit stellt eine Literaturrecherche dar. Mithilfe der Methoden des Qualitätsmanagements wurden die etablierten Handlungsempfehlungen analysiert. Die Prozesslandkarte sowie die Kernprozesse wurden unter Zuhilfenahme der Werkzeuge des Prozessmanagements erstellt und grafisch mit der Prozessgestaltungssoftware Adonis® dargestellt. Zudem wurden Qualitätskennzahlen erarbeitet. In einem weiteren Arbeitsschritt wurden diese einer Fehler-Ursachen und Einfluss-Analyse (FMEA) unterzogen. Darauf aufbauend wurde eine Risikolandschaft mit den relevantesten Risiken erstellt. Weiters wird die Anwendung des London-Protokolls anhand eines fiktiven Zwischenfalls demonstriert.
Ergebnis: Bezüglich der Umsetzbarkeit der Handlungsempfehlungen konnten Problemfel-der in der Strukturqualität identifiziert werden. Die erstellte Prozesslandkarte zeigt die Fak-toren, die einen Einfluss auf die prähospitale Notfallmedizin haben. Zwei Kernprozesse, die Notrufverarbeitung und der Patientenpfad, wurden genauer beschrieben. In der Struktur-FMEA konnten 18 potentielle Fehler identifiziert werden. Davon präsentierten sich zwei mit sofortigem, zwei mit kurzfristigem und drei mit mittelfristigem Handlungsbedarf. Diese wurden in einer Risikolandschaft eingetragen und genauer definiert. Das London-Protokoll zeigt beim fiktiven Zwischenfall neben den fehlerhaften Vorgängen latente Fehler auf Organisationsebene und fehlerbegünstigende Faktoren sowie Abwehrmechanismen für ein erneutes Auftreten.
Conclusio: Das prozessorientierte Denken und Arbeiten könnte dazu beitragen, Zusammenhänge im Behandlungspfad (besser) zu identifizieren, zu prüfen und kontinuierlich zu verbessern. Ob definierte Prozesse im Notarztrettungsdienst allerdings in der Lage sind, eine Steigerung der Versorgungsqualität herbeizuführen, muss mittels Outcome-Analysen und anhand definierter Qualitätskennzahlen verifiziert werden.