Gewählte Publikation:
Hofer, F.
Behandlung des Peri/Implantatinfektes mittels Strom
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Graz Medical University; 2017. pp.
[OPEN ACCESS]
FullText
- Autor*innen der Med Uni Graz:
- Betreuer*innen:
-
Krassnig Renate
-
Puchwein Paul
- Altmetrics:
- Abstract:
-
EINLEITUNG:
Der Peri/Implantatinfekt stellt eine gefürchtete Komplikation in der Frakturversorgung dar. Aufgrund der Ausbildung eines Biofilms beziehungsweise der Fähigkeit von Bakterien Resistenzen zu bilden, kann eine chronische Infektion oft nur mit hohem Zeit- und Kostenaufwand behandelt werden. Die Stromtherapie könnte eine effektive Ergänzung zu der bestehenden Therapie darstellen. Im Zuge dieser Arbeit werden die verschiedenen theoretischen Grundlagen der elektrochemischen Therapie sowie die aktuellen Forschungsergebnisse dargestellt, um einen Überblick über die Möglichkeiten der Methode zu gewinnen.
MATERIAL UND METHODEN:
Diese Arbeit wurde als Literaturrecherche durchgeführt. Im Zuge der Recherche wurden die theoretischen Grundlagen aus verschiedenen Lehrbüchern, Zeitschriftenartikeln, fachbezogenen Onlineportalen und Publikationen entnommen. Die Publikationen zur Stromtherapie stammen aus den Datenbanken Pubmed, Ovid, Elsevier und Researchgate. Anschließend wurden die Publikationen durchgearbeitet, verglichen und die wichtigsten Ergebnisse in diese Literaturarbeit aufgenommen und dargestellt.
ERGEBNISSE:
In den letzten zehn Jahren wurden fünf verschiedene in vivo Studien an Tiermodellen durchgeführt. Die Versuche an Ziegen-, Hasen- und Rattenmodellen konnten jeweils signifikante Ergebnisse in der Reduktion der Bakterien aufweisen. Die Implantate wurden als Kathoden verwendet, als Anoden fungierten jeweils Elektroden, die subkutan oder epikutan platziert wurden. Zwischen den beiden Elektroden läuft eine elektrochemische Reaktion ab. Diese kann den Biofilm aufbrechen, die Adhäsion am Implantat lösen, die Kolonisation verhindern und Bakterien eradizieren.
DISKUSSION:
In den verschiedenen Studien konnten effektiv Infektionen verhindert und vorhandene Peri/Implantatinfekte bekämpft werden. In der ersten Publikation vom Jahre 2007 von Van der Borden et al konnte die Inzidenz eines Pin-Tract Infektes durch Verwendung der Stromtherapie um 76% gesenkt werden. Die aktuellste Veröffentlichung aus dem Jahr 2016 von Nodzo et al wurde durch Kombination von Stromtherapie, Elektrolyse und Antibiose die Bakterienanzahl unter die Nachweisgrenze gesenkt. Als einzige Nebenwirkung trat in einer 21 Tage andauernden Stromtherapie im Hasenmodell eine weiße Verfärbung an den Tibiae auf. Die signifikanten Ergebnisse zeigen das Potential der Stromtherapie zur Behandlung des Peri/Implantatinfekts in der Traumatologie.