Medizinische Universität Graz Austria/Österreich - Forschungsportal - Medical University of Graz

Logo MUG-Forschungsportal

Gewählte Publikation:

Dirks, N.
Behandlungsstrategien zur Vermeidung einer Dezentrierung des Hüftgelenkes bei Kindern mit spastischer infantiler Zerebralparese – Was haben wir aus der Vergangenheit gelernt?
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Graz Medical University; 2017. pp. [OPEN ACCESS]
FullText

 

Autor*innen der Med Uni Graz:
Betreuer*innen:
Kraus Tanja
Steinwender Gerhardt
Altmetrics:

Abstract:
Einleitung: PatientInnen mit spastischer Zerebralparese entwickeln durch das Ungleichgewicht ihrer Muskelkräfte im Laufe Ihres Wachstums häufig eine Dezentrierung bzw. Dislokation der Hüfte. In Abhängigkeit vom Alter des Kindes , des Aktivitätslevels und den Begleitpathologien wird die Dezentrierung der Hüfte mit unterschiedlichen Therapiemaßnahmen behandelt. Mögliche Behandlungen sind Botulinumtoxin, Weichteileingriffe, eine knöcherne Hüftrekonstruktion, die Hüftkopfresektion oder auch eine Hüft-Totalendoprothese. Ziel dieser retrospektiven Studie war es, die Effizienz der durchgeführten Therapie in Abhängigkeit vom Therapiezeitpunkt, dem Alter und dem Spastizitätsniveau (ermittelt über das GMFCS – Level) radiologisch zu analysieren. Methode: Inkludiert in die Studie wurden alle PatientInnen, die zwischen 2004 und 2014 in der klinischen Abteilung für Kinderorthopädie des LKH Graz wegen einer Hüftdezentrierung bei spastischer Zerebralparese behandelt wurden. Einschlusskriterien waren ein maximales Alter von 18 Jahren sowie das Vorliegen von mindestens zwei Beckenübersichtsröntgenbildern. Die Auswertung der Röntgenbilder erfolgte mittels validierten radiologischen Parametern (Acetabulumswinkel nach Hilgenreiner, dem Centrum-Ecken-Winkel nach Wiberg, dem Centrum-Collum-Diaphysen-Winkel und dem Migrationsindex nach Reimers) über den zeitlichen Verlauf. Ergebnisse: Das Kollektiv umfasste 179 PatientInnen (110 männlich, 69 weiblich) bei denen im Verlauf eine Dezentrierung der Hüfte beobachtet wurde. 128 PatientInnen erhielten eine operative Therapie, während 51 PatientInnen nicht operiert wurden und somit die Natural History Group bildeten. Der Vergleich der Migrationsindexhöhe zeigte einen deutlichen Zusammenhang mit der Höhe des GMFCS-Levels. Des Weiteren zeigt sich, dass operative Eingriffe hauptsächlich bei GMFCS III-V durchgeführt wurden, bei GMFCS I sowie bei einem Migrationsindex <25% erfolgte hingegen prozentual am seltensten eine operative Therapie. Wir erhielten zudem ein signifikantes Ergebnis (p=0,026) dafür, dass sich der Migrationsindex in der Therapiegruppe im Vergleich zur Natural History Group nach der operativen Therapie verringerte. Schlussfolgerung: Die operative Therapie zur Verbesserung der Hüftsituation ist eine adäquate Behandlungsmethode für Kinder und Jugendliche mit spastischer Zerebralparese. Im Vergleich mit der Natural History Group zeigte sich hier ein deutlicher Vorteil für die Therapiegruppe. Zur sinnvollen Therapieentscheidung können die von uns belegten Zusammenhänge zwischen dem GMFCS-Level und dem Migrationsindex, sowie zwischen dem Migrationsindex und der Art der Therapie beitragen. Somit lässt sich schlussfolgern, dass je höher das GMFCS-Level ist, desto aggressiver sollte die notwendige Therapie gewählt werden um eine stabile Hüftsituation schaffen zu können.

© Med Uni Graz Impressum