Gewählte Publikation:
Brodnig, R.
Medizinische Informationsbroschüren in der Hausarztpraxis
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Graz Medical University; 2017. pp. 73
[OPEN ACCESS]
FullText
- Autor*innen der Med Uni Graz:
- Betreuer*innen:
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Horvath Karl
- Altmetrics:
- Abstract:
- Einleitung: Gesundheitskompetenz ist unter anderem die Fähigkeit einer Person sich selbst Wissen anzueignen, um damit Entscheidungen zu treffen, die der eigenen Gesundheit förderlich sind. In Hausarztpraxen finden sich Informationsmaterialien, und Entscheidungshilfen, die diesem Wissen zuträglich sein könnten. Ziel dieser Studie ist es, erstmals in Österreich, Aussagen über die Qualität von in hausärztlichen Praxen verwendeten Informationsmaterialien zu treffen.
Material und Methoden: Im Zuge eines Anschreibens wurden 96 Hausärztinnen und Hausärzte mit der Bitte kontaktiert, in ihrer Praxis aufliegende Informationsmaterialien und Entscheidungshilfen zu retournieren. Dem Anschreiben wurde auch ein Fragebogen beigelegt, um Informationen, wie Geschlecht, Berufserfahrung, Vertragsform der Praxis, Aussortierungsverhalten, sowie Ausgabe und Verwendung von Informationsmaterialien abzufragen. Die gesammelten Informationsmaterialien wurden mit dem Ensuring Quality Information for Patients Instrument (EQIP) bewertet. Die Qualität von Entscheidungshilfen sollte mit dem International Patient Decision Aid Standards Instrument (IPDASi) erfasst werden.
Ergebnisse: 58 der 96 kontaktierten Hausärztinnen und Hausärzte sandten insgesamt 1092 Broschüren retour. Es wurde keine Entscheidungshilfe eingesandt. Nach Aussortierung von mehrfach vorliegenden und nicht relevanten Materialien ergab sich daraus eine Stichprobe von 387 individuellen Informationsmaterialien. Aus der Analyse der Fragebögen folgte, dass 96% der Hausärztinnen und Hausärzte Informationsmaterial verwenden und 89% Informationsmaterial in Beratungsgesprächen einsetzen. Nach Auswertung mittels EQIP zeigte sich für alle Infomaterialien nur eine mittlere Gesamtbewertung von 39 von insgesamt 100 möglichen Prozentpunkten. In den Teilbereichen Inhalt, Identifizierung und Struktur, in die sich das EQIP unterteilt, erreichten die bewerteten Materialien in den ersten beiden durchschnittlich je 32% und in der Struktur 56% der möglichen EQIP-Punkte. Mit 224 Broschüren waren Pharma- und Medizinproduktunternehmen die häufigsten HerausgeberInnen. In 84% der Informationsmaterialien fanden sich keine Angaben zur Informationsquellen, in 7% teilweise Angaben und in nur 9% vollständige Angaben zu den verwendeten Informationsquellen.
Diskussion: Die aktuell in hausärztlichen Praxen in der Steiermark regelmäßig verwendeten und überwiegend in großer Zahl vorliegenden Informationsmaterialien sind nach internationalem Standard von unzureichender Qualität. Kein einziges entsprach einer Entscheidungshilfe. Deshalb sind die in der Steiermark aufliegenden Informationsmaterialien nicht geeignet die Gesundheitskompetenz der Bevölkerung zu stärken. Um dieses Ziel zu erreichen, ist die Erstellung qualitativ hochwertiger Informationsmaterialien mit verständlicher, umfassender und evidenzbasierter Information notwendig.