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Gewählte Publikation:

Plieseis, C.
Chronische Schmerzsyndrome in der Gynäkologie - Literaturrecherche und retrospektive Datenanalyse
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Graz Medical University; 2017. pp. 89 [OPEN ACCESS]
FullText

 

Autor*innen der Med Uni Graz:
Betreuer*innen:
Gold ehem Ulrich Daniela
Trutnovsky Gerda
Altmetrics:

Abstract:
Hintergrund: Chronische Unterbauchschmerzen und Vulvodynie sind häufige Konsultationsgründe in der gynäkologischen Praxis und stellen sowohl für betroffene Frauen als auch für behandelnde ÄrztInnen eine Herausforderung dar. Bisher ist nur wenig über die auslösenden Faktoren bekannt und die Therapie dieser Erkrankungen ist oftmals langwierig und frustran. Ziel dieser Arbeit ist es, einen Überblick über derzeit leitlinienkonforme Therapieoptionen zu geben und diese mit Daten aus der Praxis zu vergleichen. Material und Methoden: Zu diesem Zweck wurde zunächst eine Literaturrecherche durchgeführt und die Ansichten zu Therapieoptionen diverser Fachgesellschaften zusammengefasst. Zusätzlich wurden klinische Daten von betroffenen Patientinnen der Universitäts-Frauenklinik Graz retrospektiv analysiert. Mittels deskriptiver Statistik wurden Hauptdiagnosen, Alter, Parität, BMI, Schmerzdauer, Komorbiditäten, bisherige Abklärungen, bereits erfolgte Therapien, Therapievorschläge in der Ambulanz, Anzahl der Besuche und Therapieerfolg ausgewertet. Es wurden nur volljährige Patientinnen mit mindestens dreimonatiger Schmerzsymptomatik bei Vulvodynie bzw. mindestens sechsmonatiger Beschwerdedauer bei chronischen Unterbauchschmerzen in die Analyse eingeschlossen. Ergebnisse: Von insgesamt 127 Patientinnen erhielten 51,2% die Diagnose chronischer Unterbauchschmerz (n=65), 33,1% litten an Vulvodynie (n=42) und bei 15,8% traten beide Symptomkomplexe auf (n=20). Das durchschnittliche Alter des Gesamtkollektivs betrug 36 Jahre (SD±12,5); insgesamt waren 52% der Patientinnen im Beobachtungszeitraum Nullipara; 40,2% aller untersuchten Frauen gaben eine Schmerzdauer von über zwei Jahren an. Psychische Komorbiditäten traten bei 30,0% des analysierten Kollektivs auf. Bei 24,4% der Patientinnen wurden bereits laparoskopische Interventionen durchgeführt. Die Empfehlungen an der Ambulanz enthielten u.a. Physiotherapie (57,2%), komplementäre Therapie (28,6%), Psychotherapie (19,1%) und Psychopharmaka (16,7%). Bei 5,6% des Kollektivs wurde im Verlauf eine Hysterektomie durchgeführt, bei 7,1% andere invasive Diagnostik- oder Therapiemethoden. Schlussfolgerung: Die Ergebnisse der vorliegenden Arbeit zeigen, dass es sich bei chronischen gynäkologischen Schmerzsyndromen um komplexe Krankheitsbilder handelt. Die Therapiemaßnahmen sind vielfältig und sollten auf jede Patientin individuell zugeschnitten werden. Der Vergleich von Expertenempfehlungen mit Therapievorschlägen aus der Ambulanz der Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe Graz zeigt, dass das dortige therapeutische Vorgehen durchaus als leitlinienkonform bezeichnet werden kann.

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