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Gewählte Publikation:

Yousif, M.
Analyse des Keimspektrums von Kurzzeit-, Langzeit- und nierentransplantierten HarnleiterschienenträgerInnen
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Graz Medical University; 2017. pp. [OPEN ACCESS]
FullText

 

Autor*innen der Med Uni Graz:
Betreuer*innen:
Hager Boris
Hutterer Georg
Altmetrics:

Abstract:
Einleitung Die Implantation von Doppel-J-Kathetern kann sowohl im Operationssaal als auch in der Ambulanz erfolgen. In den meisten Krankenhäusern ist es üblich, dass die Schienung im OP unter völlig sterilen Bedingungen durchgeführt wird. Im ambulanten Bereich wird lediglich die Harnröhrenöffnung desinfiziert und ein einziges steriles Abdecktuch verwendet. Sowohl Operateur als auch Krankenschwester arbeiten hier ohne sterile Kleidung. Dementsprechend stellt sich nun die Frage inwiefern sich die Bakterienbesiedlung der ambulant implantierten Doppel-J-Katheter von denjenigen unterscheidet, welche im Operationssaal eingebracht wurden. Material und Methoden Die Doppel-J-Katheter von insgesamt 87 Patienten/-innen wurden unter sterilen Bedingungen entfernt und anschließend auf Bakterien- und Pilzkulturen hin untersucht. 30 Patienten/-innen (Durchschnittsalter 63 Jahre, 40% männlich) erhielten ihren Doppel-J-Katheter in der Ambulanz, 57 Patienten/-innen (Durchschnittsalter 58 Jahre, 67% männlich) wiederum im Operationssaal. Bei 36 Patienten/-innen, bei denen die Harnleiterschienen im Operationssaal implantiert wurden, war der Stent nach Harnleiterspiegelung indiziert, wohingegen neun ambulante Patienten/-innen ihren Stent aufgrund von Infektionen erhielten. Weitere sechs aus dem ambulanten Bereich erhielten die Harnleiterschienen aufgrund einer tumorbedingten Obstruktion. Eine Antibiotikagabe erfolgte in beiden Gruppen gleichermaßen und unterschied sich weder in der Häufigkeit der Anwendungen noch in der Therapiedauer. Die durchschnittliche Liegedauer der im Operationssaal implantierten Katheter betrug 40 Tage und für die in der Ambulanz eingebrachten Katheter 65 Tage. Ergebnisse Beide Gruppen unterschieden sich nicht wesentlich hinsichtlich ihres Alters. Jedoch gab es sowohl in der Geschlechterverteilung (p= 0.023) als auch der Liegedauer der Katheter (p= 0.019) einen signifikanten Unterschied. Urinkulturen, welche vor der Stent-Implantation abgenommen und getestet wurden, fielen bei 48.8% der im OP und bei 73.7% der in der Ambulanz versorgten Patienten/-innen positiv aus. Hinsichtlich der Keimbesiedlung des distalen, in der Blase liegenden Anteil des Doppel-J-Katheters ergaben sich folgende Werte: Bei 42.1% der im OP implantierten Schienen und 33.3% der Katheter, die in der Ambulanz eingebracht wurden konnten keine Mikroorganismen nachgewiesen werden. Eine einzige Bakterienspezies wurde bei 19.3% (OP) bzw. 26.7% (Ambulanz) kultiviert, zwei Bakterienspezies hingegen bei 26.3% (OP) bzw. 26.7% (Ambulanz). Eine Besiedlung mit = 3 Bakterienspezies wurde bei 12% der im OP und bei 13.3% der in der Ambulanz implantierten Schienen gefunden. Die Ergebnisse, die sich für den proximalen, im Nierenbecken gelegenen Anteil ergaben unterschieden sich dabei nur wenig. Die univariate Analyse der Keimbesiedlung der Doppel-J-Katheter zeigte keinen signifikanten Einfluss hinsichtlich des Implantationsortes (OP vs. Ambulanz). Auch die multivariate Regressionsanalyse der Keimbesiedlung der Doppel-J-Katheter zeigte keinen signifikanten Einfluss auf den Implantationsort. Auch nicht nach Korrektur für Geschlechterverteilung und Liegedauer. Enterococcus faecalis konnte bei 28.1% der Schienen, die im Op implantiert wurden und bei 26.7% der Schienen des ambulanten Bereichs nachgewiesen werden. Die logistische Regressionsanalyse, welche bezüglich des Nachweises von Enterococcus faecalis angefertigt wurde, zeigte ebenfalls keinen signifikanten Einfluss bezüglich des Implantationsortes, auch nicht nach Korrektur für Geschlechterverteilung und Liegedauer. Konklusion In unserer retrospektiven Datenauswertung ergaben sich keine Unterschiede in Bezug auf die Besiedlung von Harnleiterschienen, die im OP oder in der Ambulanz implantiert wurden. Der geringere Aufwand an Sterilität im ambulanten Bereich scheint somit ausreichend zu sein.

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