Medizinische Universität Graz Austria/Österreich - Forschungsportal - Medical University of Graz

Logo MUG-Forschungsportal

Gewählte Publikation:

Schütz, A.
Das Mikrobiom der Vagina - State of the Science
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Graz Medical University; 2017. pp. [OPEN ACCESS]
FullText

 

Autor*innen der Med Uni Graz:
Betreuer*innen:
Moissl-Eichinger Christine
Tamussino Karl
Altmetrics:

Abstract:
Unter dem Begriff Mikrobiom versteht man die Gesamtheit der Gene aller Mikroben, die den menschlichen Körper besiedeln. Auch die Vagina wird von Mikroben besiedelt und hat ihr eigenes, charakteristisches Mikrobiom. Neue Untersuchungsmethoden wie die Next Generation Sequenzierung (NGS) haben die genauere Erforschung des vaginalen Mikrobioms (VMB) ermöglicht. Es gibt fünf verschiedene Community State Types (CSTs). In jedem VMB herrscht einer der fünf CSTs vor. CST I, CST II, CST III und CST V werden von L. crispatus, L. gasseri, L. iners und L. jensenii dominiert. CST IV setzt sich aus diversen anderen anaeroben Bakterien zusammen. Die Komposition des VMB ist wahrscheinlich genetisch bedingt und weist ethnische Unterschiede auf. Laktobazillen, die 70% des VMB ausmachen, unterstützen unser Immunsystem durch ihre Produktion von Milchsäure, Wasserstoffperoxid, Bakteriozinen, Biotensiden und Biofilmen bei der Abwehr von Pathogenen. Ein gesundes VMB schützt auch vor einer bakteriellen Vaginose (BV). Hierbei handelt es sich um eine mikrobielle Dysbiose, bei der es zu einem Abfall der Laktobazillen und einem Anstieg anderer anaerober Bakterien kommt. Eine BV führt zu einem erhöhten Infektionsrisiko mit STIs (sexually transmitted infections) und kann auch negative Auswirkungen auf den Ausgang einer Schwangerschaft haben, da sie mit einem erhöhten Frühgeburtenrisiko assoziiert wird. Auch während der Geburt nehmen die maternalen Mikroben Einfluss auf das Kind. So prägt der Geburtsmodus die Entwicklung der kindlichen Darmflora. Diese gleicht bei vaginal entbundenen Kindern der Scheidenflora, während sie bei per Sectio entbundenen Kindern zunächst der Hautflora ähnelt. Obwohl man sich noch nicht sicher ist, welchen Einfluss die primäre mikrobielle Besiedelung auf die längerfristige Entwicklung der kindlichen Darmflora hat, spricht man dem vaginalen Geburtsmodus einen positiven Einfluss auf die Entwicklung des Immunsystems zu. Vaginal entbundene Kinder sollen auch seltener eine Antibiotikaresistenz entwickeln. Generell sollte man beim Gebrauch von Antibiotika auch ihren Einfluss auf die mikrobielle Besiedelung des Körpers beachten. Einige Laktobazillen reagieren empfindlich auf Antibiotika wie Clindamycin. Laktobazillen werden oft als Probiotika genutzt. Probiotika sollen Dysbiosen der menschlichen Mikrobiome korrigieren und die Regeneration der mikrobiellen Besiedelung unterstützen. Dem Einfluss der Mikroben auf den menschlichen Körper wird immer mehr Bedeutung zugemessen und ihre Erforschung wird daher zunehmends zum zentralen Thema.

© Med Uni Graz Impressum